Der Monat Juli war in den Böhmischen Landstrichen, besonders vom Riesengebirge im Osten über das Erzgebirge bis zum Egerland, die Zeit der Marienwallfahrten. Besonders in den Wochen um das Fest Mariä Heimsuchung - 2.Juli - pilgerten die Menschen zum nächstgelegenen Wallfahrtsort. Davon gab es und gibt es noch heute recht viele. Wenn wir hier nur das Erzgebirge, also das Umland unseres Heimatkreises Komotau betrachten, so pilgerten unsere Vorfahren nach Haindorf, nach Phillipsdorf, nach Mariaschein, nach Ossegg und Maria Ratschitz; nach Quinau, dem zentralen Wallfahrtsort des mittleren Erzgebirges; nach Klösterle an der Eger, Maria Stock, Maria Kulm, Kloster Stift Tepl und Maria Loreto bei Eger; und das sind noch nicht alle.
In diesem Jahr 2020 gibt es leider zahlreiche Einschränkungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, so auch bei den Gottesdiensten.
Bis vor wenigen Tagen war nicht klar, ob nach Quinau gepilgert werden kann; ob dort Hl. Messen gefeiert werden können; ob die Vertriebenen und die Gläubigen aus den sächsischen Gemeinden nach Böhmen einreisen dürfen.
Glücklicherweise ist es durch Gespräche mit den zuständigen tschechischen Pfarrern aus Komotau/Chomutov und Görkau/Jirkov gelungen, wenigstens am Sonntag den 12. Juli; 14:00 Uhr einen Wallfahrtsgottesdienst in deutscher Sprache vorzubereiten.
Wenn schon die Vertriebenen aus des alten Bundesländern nicht kurzfristig anreisen können, so wäre es schön, wenn sich Wallfahrer aus den grenznahen sächsischen Pfarreien zwischen Annaberg, Chemnitz und Freiberg wie alljährlich nach Quinau auf den Weg machen würden.
Die tschechischen Christen werden ebenfalls wie üblich nach Quina/Kvetnov pilgern. Die altehrwürdige Wallfahrtsstätte kann auf in diesem Jahr auf 678 Jahre Marienwallfahrten zurückblicken.
Viele Menschen nahmen bisher diesen Weg nach Quinau auf sich, um dort Einkehr und Stille zu finden; um dort Gott zu danken und die Muttergottes zu verehren.
Die Quinauer Wallfahrt wird auch 2020 nicht unterbrochen; es ist ein guten Zeichen für die Zukunft des Erzgebirges und der Menschen die dort leben.
Das Gemälde zur Erscheinungslegende von Quinau, 1342
Kurzbeitrag zur Quinauer Wallfahrt am 12. Juli 2020, 14:00 Uhr
Wie bereits oben und auch unter Termine angemerkt, konnte in diesem Jahr nur am 12. Juli um 14:00 Uhr eine Wallfahrtsmesse in deutscher Sprache gefeiert werden.
Trotz der ungünstigen Umstände waren zahlreiche Pilger aus den grenznahen Orten gekommen. Die Kirche war mit mehr als 50 Pilgern gut besetzt. Die Regeln zur Coronaepidemie mußten auch hier eingehalten werden. Mehrere Priester feierten die Hl. Messe am Altar. Hauptzelebrant war der ehemalige Generalvikar des Bistums Leitmeritz Karel Havelka, welcher eine recht freundliche deutsche Begrüßung sprach. Die Predigt hielt Kaplan Ruhs aus Chemnitz.
Am Kiosk gab es wie bisher Wallfahrtsandenken und einen Imbiß für die Wallfahrer.
Die tschechischen Wallfahrten finden an allen 3 Sonntagen am Vormittag 10:00 Uhr statt. Diese werden gern angenommen und zahlreich besucht.
Wir als Vertriebene können froh und zufrieden sein, dass die uralte Wallfahrtsstätte in Quinau weiterhin von zahlreichen Menschen angenommen wird und die Verehrung der der Mutter Gottes Maria auch in dieser schwierigen Zeit nicht unterbrochen wird. So wollen wir hoffen und darum beten, dass im nächsten Jahr wieder recht viele Heimatvertriebene aus dem Kreis Komotau nach Quinau pilgern können.
* * *
Vermerk in eigener Sache: Die Zahl der Besucher unserer Internetseite mit Stand vom 1.6.2020 - ist 27.928. Ende Mai gab es ein paar Tage lang eine Störung der Anzeige, sodass die Besucherzahl leicht höher liegen dürfte. J. Schmidt, Redaktion.
28000 Besucher am 16.6.2020
Zum 8. Mai 2020, dem
75. Jahrestag
des Kriegsendes.
(ein kurzer Gedanke der Redaktion des GFK)
In den allgemeinen
Medien Deutschlands wird gegenwärtig darüber diskutiert, ob der 8. Mai nun
ein Tag der Befreiung oder auch ein Tag des Untergangs Deutschlands und des
Verlustes von Heimat, Kultur und allgemeinen Werten vieler Menschen ist.
Dazu kommt die damals beginnende Besatzungszeit der Siegermächte.
Es ist erfreulich,
dass heutzutage dieser 8. Mai nicht nur als "Befreiung durch die
Sowjetarmee" gesehen wird, wie zu DDR-Zeiten und man auch andere Meinungen
hört.
Wir als
Heimatvertriebene empfinden den 8. Mai 1945 auch heute noch als den Tag der
"Befreiung von Hab und Gut und von unserer Heimat" und auch
in vielen Fällen als schmerzhaften Verlust von lieben Familienangehörigen.
Ein allgemeiner
Feiertag ist es wohl kaum; lediglich ein Gedenktag.
Ostern 2020
diese Zeichnung stammt vom Titelblatt der Heimatzeitungen für die Vertriebenen aus dem Sudetenland – Ausgabe April/Mai 2020, (Preußler Druck u. Versand GmbH Nürnberg)
Wie Sie alle wissen, wird in diesem Jahr
das christliche Osterfest nicht in der gewohnten Art und Weise
gefeiert werden können. Seit „Menschengedenken“, so hören wir es aus
dem Munde verschiedener
Prediger, ob christlicher und
weltlicher Zuordnung, hat es Derartiges
hier
in Mitteleuropa noch nicht gegeben. Auch in Kriegszeiten vor 75 oder
vor mehr als 100 Jahren
fanden zu Ostern oder Weihnachten
stets Gottesdienste mit den versammelten Gemeinden statt.
In diesem Jahr
verbindet die Technik per Fernsehen die Menschen im Wohnzimmer und
nicht in den Kirchen oder Kathedralen und nicht mit den Gläubigen
auf dem Petersplatz in Rom. Das ist alles recht schade! Aber es hat
auch einen
besonderen Wert und eine neue Sicht auf
das Gemeinschaftsleben in unserem Land. Vielleicht hilft diese
Situation den Familien und den Alleinstehenden, sich intensiver mit
den
christlichen und weltlichen
Bräuchen des Osterfestes zu befassen.
Auf der obigen Zeichnung
sehen
wir verschiedene Gegenstände, die früher in unserer Böhmischen
Heimat und auch heute in Deutschland, zu Ostern gehören.
Weidenkätzchen-Palmkätzchen-Palmzweige
gehören zum Palmsonntag. Zu Beginn des Sonntagsgottesdienstes wurden
sie gesegnet und dann zur Prozession von draußen in die Kirche
hinein getragen. Mancherorts wurden auch recht lange Palmbuschen
getragen, die mehrere Meter hoch waren. Für den Gründonnerstag steht
das Brot, als Sinnbild für das Letzte Abendmahl. Das Kreuz gehört
zum Karfreitag, zur Kreuzigung Jesu. Das Osterlamm deutet auf Jesus,
als das Lamm Gottes mit der Siegesfahne des Auferstandenen. Die
Osterkerze
bedeutet Christus als das Licht
der Welt. Sie wird zu Beginn der Auferstehungsfeier am Osterfeuer
angezündet.
Der Krug kann zum Holen des Osterwassers dienen. Die mehrfach
dargestellten Ostereier sind ein weltlicher Frühlingsbrauch und
sollen auf das erwachende Leben in der Natur hinweisen.
Soweit wenige Gedanken zu dieser
Osterzeichnung.
Wer nun wie gewohnt, auch in diesem Jahr
die Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche mitfeiern möchte, hat
verschiedene Möglichkeiten dazu. In den meisten Bistümern
Deutschlands und in den einzelnen Pfarreien gibt es Pfarrbriefe und
besondere Hinweise, darauf, wie wir auch zuhause allein oder mit der
Familie ein christliches Osterfest gestalten können. Es gibt
Hinweise zur Gestaltung der Palmzweige und zur Osterkerze. In den
Gesangbüchern, z.B. im Gotteslob, findet man die Gebetstexte zu den
einzelnen Tagen und die entsprechenden Lieder dazu.
Die moderne Technik, die wir nutzen
können, wurde bereits erwähnt. Auf den einzelnen Fernsehkanälen
werden Gottesdienste und Hl. Messen angeboten, die besonders auf die
gegenwärtige Situation in der Corona-Pandemie
angepaßt
sind. Bereits an den vergangenen Sonntagen konnte man erleben, wie
Priester und auch Bischöfe fast allein, mit nur drei bis vier
Assistenten, Sängern oder Gläubigen die Gottesdienste in würdiger
Form feiern und die Menschen an den Bildschirmen als Großgemeinde
mit einschließen. Man findet in den öffentlich-rechtlichen
Fernsehanstalten
ARD
, ZDF und den Landesanstalten Gottesdienste, auch wenn sie
nicht in der Programmzeitung stehen. Dazu kommen die kirchlichen
Fernsehanstalten, die über Kabel-Deutschland oder Satellit zu
empfangen sind, z.B.: K-Tv; EWTN (Domradio Köln); Bibel-TV.
Auch übers Internet stellen einige Pfarreien die Übertragung ihrer
Gottesdienste zur Verfügung. Wer sucht, der findet.
Auch die zu Ostern gehörende alten Bräuche sollten nicht vergessen werden: Palmzweige als Haussegen ans Kruzifix stecken; Ostereier verstecken und am Gründonnerstag oder am Ostersonntag suchen lassen; auch der Osterhase darf angemessene Geschenke besonders für die Kinder bringen; einen Emmausgang mit der Familie kann man auch in der Nähe des Wohnortes unternehmen.
Ich wünsche
den Heimatfreundes des GFK und Ihren Familien; sowie allen
Interessenten dieser Internetseite ein gesegnetes und frohes
Osterfest ! und bleiben Sie schön gesund !
Jürgen Schmidt, Redaktion des
GFK
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Zum 75. Jahr nach unserer Vertreibung
und zum Gedenktag des Hl. Joseph am 19. März
St. Joseph – Schutzpatron der Flüchtlinge und Vertriebenen
Viele Heilige sind in Notzeiten, in Kriegen, bei Unwetter, in Krankheiten, bei Flucht und Vertreibung und anderen Gefahren seit alters her von den Menschen angerufen worden. Der christlich-katholische Glaube erlaubt es, Menschen, die als besondere Vorbilder gelebt und nach ihrem Tode von den zuständigen kirchlichen Gremien „selig- oder heiliggesprochen“ wurden, zu verehren und als Mittler und Fürsprecher bei Gott anzurufen. Dieser Brauch ist schon sehr alt und wird bei vielen Völkern bis heute gepflegt.
Die 14 Nothelfer sind im deutschsprachigen Raum besonders bekannt. Beispielsweise fährt der Hl. Christophorus in sehr vielen Autos mit. Nicht nur sie, sondern auch zahlreiche andere „Heilige“ werden als Schutzpatrone verehrt und im „Notfall“ um Hilfe angerufen. Es gibt aber auch Menschen, die nicht offiziell „heiliggesprochen“ wurden und können trotzdem als Vorbilder der Christenheit dienen.
Dann gibt es noch solche, die „von Geburt an“ Heilige sind. Dazu
zählen besonders die Gottesmutter Maria und ihr Bräutigam, der
Heilige Joseph. Dieser hatte die besondere göttliche Aufgabe
erhalten, die „Heilige Familie“ zu versorgen und zu beschützen, wie
es bei den Evangelisten Matthäus und Lukas geschrieben steht. Die
Weihnachtsgeschichte kennt wohl jeder. Wenig später erreichte ihn
den Hl. Joseph die nächste Botschaft: „Steh auf, nimm das Kind und
seine Mutter und flieh nach Ägypten . . . denn König Herodes wird
das Kind suchen, um es zu töten“ (Matth. 2.13). Das war für den Hl.
Joseph noch schwieriger, als die Reise zur Volkszählung, denn es
ging jetzt ins Ausland. Auch das Leben im „Exil“ und die spätere
Rückreise nach Nazareth in Galiläa waren gewiss eine anstrengende
und nicht ungefährliche Aufgabe, die der Hl. Joseph bewerkstelligen
musste. Er war ein Mann der Tatkraft und des Gottvertrauens.
Aus seinem Leben wissen wir, dass er ähnlichen Schicksalsschlägen und Prüfungen ausgesetzt war, wie die Millionen von Deutschen aus den östlichen Ländern Europas in den 1940 er Jahren. Aus dieser Sicht haben besonders die Christen den Heiligen Joseph zu ihrem Schutzpatron erwählt. Sie haben ihn in den Nöten der Flucht und Vertreibung angefleht, er möge ihnen Hilfe und Schutz erbitten von Gott unserem Vater. Er hatte selbst erfahren, was es bedeutet verfolgt zu werden und fliehen zu müssen in eine ungewisse Zukunft.
Auch heute kann der Hl. Joseph ein Vorbild für die Familien sein, nicht nur für christliche. In unserer böhmisch – österreichischen Heimat war der Name Joseph sehr verbreitet. Das hatte aber gewiss wenig damit zu tun, dass mehrere Kaiser des Landes diesen Namen trugen. Im Kirchenjahr wird das Hochfest des Hl. Joseph am 19. März begangen. Der Hl. Joseph ist nicht nur der Schutzpatron der Flüchtlinge, sondern gilt allgemein als Schutzpatron der Handwerker und Arbeiter (1. Mai), sowie seit 1870 als Patron der gesamten Kirche.
Plakette: St. Joseph-Schutzpatron der Flüchtlinge
Aluminium 3,5 x 3,5 cm
– 1945 -
Die hier abgebildete Plakette aus einfachem Aluminium zeigt auf der Vorderseite ein Bildnis von der „Flucht nach Ägypten“. Maria und das Jesuskind auf einem Esel sitzend, den der Hl. Joseph führt, mit einem Wanderstab in der Hand. Dahinter und davor sind weitere Flüchtlinge abgebildet. Ein Paar schiebt einen Handwagen, ein Kind weint und stützt das Gesicht in die Hände. Ein anderer trägt einen Sack auf dem Rücken und ein kleines Kind hat ein Köfferchen in der Hand. Umrandet ist die sechseckige Plakette rechts von einem Baum und unten von Pflanzen am Weg. Sogar ein Kilometerstein ist zu sehen. Über den Köpfen der „Flüchtlinge“ schwebt ein Garten mit Bäumen und die Sonne strahlt zwischen den Bergen. Ein Bild, wie man es kaum besser darstellen kann und wie wir es als Vertriebene selbst erlebt und erduldet haben.
Man muss diese
Plakette mehrfach und möglichst vergrößert betrachten, um die
besondere Feinheit der Arbeit zu erkennen. Wahrscheinlich trugen
manche Vertriebene bei der Flucht diese Plakette an einem Bändchen
um den Hals. Auf der Rückseite steht ganz einfach eingeprägt: St.
Joseph – Schutzpatron der Flüchtlinge - und darunter eine Taube,
welche wohl die Hoffnung auf ein „neues zu Hause“ ausdrücken soll.
Wer eine derartige Plakette besitzt, wird
sie stets in Ehren halten und noch heute dem Hl. Joseph dafür
dankbar sein, dass er und seine Familie die schwere Zeit vor 75
Jahren überstanden hat – Gott sei Dank!
Jürgen Schmidt, Görkauer Freundeskreis,
zum 75. Jahrestag der Vertreibung
(Kurzfassung)