Görkau
(Die gesamte Webseite findet man unter: www.goerkau.de)
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Die Stadt Görkau wurde im Jahre 1269 gegründet. Sie ist die Nachbarstadt von Komotau. Heute grenzen die Städte Görkau / Jirkov und Komotau / Chomutov direkt aneinander.
Görkau liegt am Fuße des böhmischen Erzgebirges auf einer Meereshöhe von 310 Metern. Das Flüßchen Biela, welches im oberen Erzgebirge entspringt und nach ca. 50 km bei Aussig in die Elbe mündet, durchquert die Stadt.
Seit alters her führt durch Görkau eine Handelsstraße von Sachsen (Mark Meißen) über Laun nach Prag.
Die Stadt hatte 1930 ca. 800 Häuser mit ca. 6700 Einwohnern,
Görkau war Sommerfrische und Wintersportplatz mit den Wintersportzentren Göttersdorf, Neuhaus und Ladung.
Mehrere Industrie- und Gewerbebetriebe bildeten die Wirtschaftskraft der Stadt.
(Kopie von alter Landkarte mit Erzgebirgskammweg)
Görkau liegt am Südrand des Erzgebirges; nordöstlich der Kreisstadt Komotau
Koordinaten: N:50°29 54,2 O:013°26 51,2
Die Gründung von Görkau wird um das Jahr 1269 vermutet. Zu dieser Zeit regierten in Böhmen als erbliche Könige die Přemysliden. Die von Rudolf Pensler 1910/1928 verfaßte "Geschichte der Stadt Görkau und des Schlosses Rothenhaus" erwähnt u.a. folgendes:
Am Fuß des Erzgebirges, inmitten großer Obstgärten liegt an beiden Ufern der Biela die wegen ihrer herrlichen Umgebung bekannte, etwa eine Stunde von Komotau entfernte, Stadt Görkau. Nicht weit von ihr erhebt sich das schön gelegene große Schloß Rothenhaus mit dessen Geschichte die der Stadt Görkau bis zum Jahre 1848 eng verknüpft ist. Die älteste Geschichte Görkaus ist in tiefes Dunkel gehüllt. Die vorhandenen Urkunden schweigen darüber, obgleich sie bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts, also sehr weit in die Vergangenheit, zurückreichen. Wir kennen von der ersten Niederlassung nur einige dunkle unverbürgte Gerüchte. So die Herleitung des Namens der Stadt vom ersten Siedler J ö r g . Wie aus den ältesten Urkunden zu ersehen ist, hieß die Stadt anfangs J ö r k e.
Diesen Namen hat die ehemals deutsch-österreichische Stadt noch heute im Volksmunde
der ehemaligen Görkauer, nämlich "J e r k e". Andere leiten den Namen von einem Jägersmann namens Georg her, der in der Nähe der Weingasse ein Häuschen bewohnt haben soll. Das dazugehörige Waldrevier wurde nach ihm "Georgs-Au" benannt, woraus der Name Görkau entstanden sein soll.
Als erste dokumentarische Nachweise in der Geschichte von Görkau müssen die Privilegien bezeichnet werden, mit denen der Besitzer der Herrschaft Rothenhaus, Wilhelm Illenburg, im Jahre 1443 die bisher bloß als Gewohnheit und altes Herkommen bestandenen Stadtrechte anerkannte und befestigte, u.a. das Zugeständnis des ungehinderten Abzugsrechtes der Bürger, die Erlaubnis zum Bau eines Brauhauses, die Ablösung des Zinsgetreides, eine feste Gerichtspflege bei Sterbefällen, Überlassung von Bauholz an Abgebrannte. Unter dem Besitzer Albrecht von Konipaß erhielt Görkau im Jahre 1455 vom König Ladislaus die Bestätigung aller erlangten Freiheiten und das Recht, an jedem Mittwoch einen Wochenmarkt abzuhalten. Ein von diesem Besitzer an die Schuhmacherzunft ausgestelltes Privileg lautet:
Der Besitzer Lorenz Glatz von Altenhof bewilligte den Bürgern 1480 das Brauen und den Ausschank von Weißbier, befreite sie 1488 von der Verpflichtung des Heuhebens und Getreideschneidens und stellte eine neue Gerichtsform in Erbfällen auf. Durch seine Verwendung wurde Görkau im Jahre 1507 von König Wladislaw IV. allen Städten Böhmens gleichgestellt und erhielt das Recht zur Abhaltung eines Jahrmarktes zu St. Ägidi, welcher 8 Tage dauerte; der Wochenmarkt wurde vom Mittwoch auf den Freitag verlegt. Ferner wurden die Bürger berechtigt, die Stadt mit Mauern, Toren, Basteien und einem Wallgraben zu umgeben. Diese Befestigungen wurden in den Jahren 1828 - 1834 abgetragen.
Obwohl schon im Jahre 1507 König Wlatislaw Görkau zur Stadt erhoben hatte, wurde erst am 26.4.1588 mit Ermächtigung von Kaiser Rudolf II. das Stadtwappen verliehen.
In der Ermächtigungsurkunde hieß es :
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Das dem Herrschaftsbesitzer gehörige Haus am Marktplatz (Rathaus) wurde 1840 abgerissen und ein
neues Rathaus erbaut, das jetzt noch steht und seit 1946 der tschechischen Stadtverwaltung als Amtssitz dient.
Seit der Errichtung der Ersten Tschechischen Republik (1918/19) trägt Görkau
auch die tschechische Ortsdbezeichnung Jikov. Der historische Ortsname Görkau
wird seit 1945 amtlich nicht mehr verwendet.
Rathaus Görkau (2009)
Bierdeckel Görkauer Bürgerbräu
1269 erste Erwähnung von Görkau, Einwanderung deutscher Siedler
aus Sachsen, Franken und Bayern
1300 erster Kirchenbau
1455 Bestätigung besonderer Freiheiten und Rechte durch König Ladislav Pohrobek (Ladislaus Postumus)
1507 Görkau wird allen Städten Böhmens gleichgestellt
1538 Bau der neuen Stadtkirche (röm. katholisch)
1540
Der Turm wurde 1540-45 an der Kirche angebaut und 1583 überdacht.
1556 erster lutherischer Prediger in Görkau
1570 Kaiser Maximilian II. bestätigt die Privilegien der Stadt
1579 Einzug der Reformation (evangelisch-lutherisch) in Görkau
1585 Christoph von Carlowitz führt als Besitzer des alten Rothenhauser
Schlosses und als Bürgermeister das "Allgemeine Sachsenrecht" ein; Baurecht und Gerichtsbarkeit gingen an die Bürger der Stadt
1588 Kaiser Rudolf II. bestätigt das Stadtwappen
Seit dem 16. Jahrhundert war Görkau eine bedeutende Stadt des Bergbaus und des Handwerks
1590 erneute Einsetzung eines kath. Pfarrers in Görkau (Gegenreformation)
1597 erste Wasserleitung in Görkau, 1896 bedeutend erweitert.
1613 die Stadt kauft das Alaunbergwerk von privaten Eignern, welches
aber nach dem Dreißigjährigen Krieg verfiel.
Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde Görkau mehrmals gebrandschatzt und ausgeplündert. Die Stadt verarmte.
1653 fast alle Görkau Bürger wurden wieder katholisch (Gegenreformation),
zahlreiche Protestanten wanderten nach Sachsen aus.
1656 Einweihung des neuen Altares in der Stadtkirche
1695 Beginn des Wiederaufstiegs der Stadt;
aus diesem Anlaß und zum Gedenken an die Greul des Krieges wurde eine Mariensäule (Pieta) errichtet. (geschaffen vom Bildhauer Johann Brokoff)
- in dieser Zeit wurde auch die St.Anna Kapelle am (alten) Friedhof erbaut.
1770 - 1773 herrschte eine große Hungersnot im Lande.
1771 erste Nummerierung der Häuser.
1834 Beseitigung der Befestigungswerke.
1835 Bau des neuen Schulgebäudes.
1860 Beginn des Baues der neuen evangelischen Kirche
1869 Eröffnung der Sparkasse
1871/72 Bau der Eisenbahn, Bahnhof Görkau der Dux-Bodenbacher Strecke
1880 Ankauf von 2160 ha Wald durch die Stadt; Bau der Kanalisation und Wasserleitung
1884 Errichtung des Postamtes
1904 Bau eines modernen Schulhauses (Bürgerschule)
1911 Anschluß an das elektrische Stromnetz
1919 4. März: Massenkundgebung für das Selbstbestimmungsrecht zum Anschluß an Deutsch-Österreich; trotz Protest werden alle Deutschen in den Tschechischen Staat eingegliedert.
1919 Die Stadt bekommt einen zweiten amtlichen Namen, nämlich
Jirkov.
1938 Treffen von Lord Runciman und Konrad Henlein am 18. August auf Schloß Rothenhaus (Situationsbericht)
1938 Im Oktober Angliederung der Stadt Görkau und des Sudetenlandes an das Deutsche Reich
1945/46 Enteignung und Vertreibung der gesamten deutschen Bevölkerung aus Görkau;
etwa 6500 Personen.
Bereits im Mai 1945 begann die willkkürliche, die "Wilde Vertreibung" der Deutschen. Ab August wurden diese Aktionen etwas geordneter. Ausgewählte Familien bekamen auf Grund der so genannten Benes-Dekrete ein Ausweisungdokument, nachdem sie sich binnen weniger Stunden mit geringem Gepäck am bestimmten Sammelplatz zur Abschiebung (ODSUN) einzufinden hatten.
Ab dem 15. Mai 1945 gab es in Görkau auch ein Gefangenenlager, in welchem mindestens 98 deutsche Männer und Frauen, die namentlich bekannt sind, interniert wurden, weil sie gewisse Funktionen in der Verwaltung und in der "Partei" (NSDAP) und deren Gliederungen hatten. Anfang Juni kamen diese ins KZ-Glashütte nach Komotau/Chomutov. Dort waren nachweislich mindestens 2320 Deutsche interniert.
Die restliche deutsche Bevölkerung aus Görkau und aus den umliegenden Ortschaften
wurde 1946/47
entgültig und für immer
aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Nur wenige "Spezialisten"
mußten
verbleiben, um die städtische Grundversorgung und wichtige Betriebe zu sichern.
1928 Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges
am 23. September im Annapark errichtet
1930 Bau eines modernen Kinogebäudes
In Görkau waren ansässig: 3 Baumwollspinnereien, eine Brauerei (Görkauer Bürgerbräu gegr. 1440/1480), 2 Dampfmühlen, eine Fabrik für Spitzen- und Posamentenerzeugung, Optische Werke, Kunststein-Industrie, Möbelwagenbau, Nagelschmiede, 2 Sägewerke, eine Wattefabrik, eine Färberei.
Es gab 35 Gastwirtschaften, Sparkasse, Kino, Postamt, Apotheke, Ärzte, Juristen.
Zahlreiche Handwerks- und Gewerbebetriebe sowie Einzelhandels- und Kolonialwarengeschäfte gaben der Kleinstadt ihren besonderen Charakter.
In den Jahren 1555-1559 wurde in der Stadt ein System von unterirdischen Gängen angelegt, welches als Brauereikeller diente und heute noch erhalten ist.
Der Großzirkus Klutzky hatte in den 20er und 30er Jahren des 20.Jh. sein Winterquartier in Görkau. Die Villa der Familie ist bis heute erhalten und wurde 2010 restauriert.
Mit der Vertreibung der gesamten deutschen Bevölkerung 1945-46 kamen auch die Industrie, der Handel und die Gewerbebetriebe zum Erliegen.
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Görkau 1945 bis1946, es handelte sich um
mehr als 6000 Menschen, war - wie sich denken läßt - die Stadt wie ausgestorben. Wirtschaft, Handel und Verkehr lagen darnieder. Auf den Straßen und in den meisten Häusern gab es keine Menschen und kein Leben mehr. Russisches Militär und tschechische Partisanen wechselten sich in der Belagerung der Stadt ab.
Allmählich kamen tschechische Siedler aus dem Innern des Landes, welche die verwaisten Häuser und öffentlichen Gebäude in Besitz nahmen. Sie sollten wieder Leben in die ehemals deutsch besiedelten Randgebiete Böhmens bringen und die Industrie und den Bergbau am Leben erhalten, ebenso die Land- und Forstwirtschaft.
Weil diese Menschen jedoch keine traditionellen Bindungen zur Landschaft, zu Städten und Dörfern hatten, wie es bei uns
Deutschen und unseren Vorfahren der Fall war, stellte sich jahrzehntelang das
dafür
erforderliche Heimatgefühl nicht ein. Stadtteile und umliegende Dörfer wurden
dem Verfall preisgegeben oder abgerissen; Kultur, Kunst, Religion und andere
Werte fanden lange Zeit keinen Platz in der alten Stadt Görkau /Jirkov.
Zwar wird in den tschechischen Medien oftmals von - unserer Stadt Jirkov -
berichtet, jedoch sind die Beziehungen zur ca. 700 jährigen deutschen
Geschichte und Kultur auch heute noch mangelhaft. Es werden durchweg nur die
tschechischen Ortsnamen verwendet und die deutsche Sprache ist nur manchmal in
Gasthäusern, im Schloß Rothenhaus und im Info-Büro zu vernehmen.
Mit der Stadt Brand-Erbisdorf in Sachsen wurde im Mai 2002 eine Partnerschaft begonnen. . . .
Die Stadt hat auch enge Beziehungen zu ehemaligen Bewohnern von Jirkov, besonders zum "Görkauer Freundeskreis" in Deutschland.
Der Görkauer Freundeskreis bemüht sich um gute Kontakte zu den gegenwärtigen Einwohnern von Jirkov / Görkau und besonders auch zur Stadtverwaltung, zur kath. Kirche und zu den kulturellen Einrichtungen wie zum Schloß Rothenhaus und zur Musikschule.
Daraus ergaben sich bisher das Aufstellen eines Gedenksteines mit deutscher und tschechischer Inschrift auf dem Görkauer Friedhof und dessen regelmäßige Pflege durch deutsche und tschechische Soldaten sowie die Restaurierung des ältesten Grabes auf dem Friedhof
(vorerst nur bis 2017).
Ebenso konnte mit Hilfe des GFK das altehrwürdige Wandbild an der Ostseite der
St. Aegidius Kirche restauriert und am 1. November 2014 feierlich enthüllt
werden. (siehe Fotoalbum u. Rückblicke 2014)
Wiederholte Konzertbesuche im Schloß Rothenhaus zusammen mit Vertretern der Partnerstadt Brand-Erbisdorf in Sachsen, sowie Andachten in der Pfarrkirche St. Aegidius und auf dem Friedhof bilden die Höhepunkte der regelmäßigen Besuche in unserer alten Heimatstadt Görkau.
Aktuell wurde im Juli 2018 das große Kriegerdenkmal im ehemaligen Annapark durch die Stadtverwaltung Jirkov restauriert. Der GFK wurde leider vorab nicht einbezogen und so kam es auf den Tafeln zu mehreren Schreibfehler bei den Vor- und Familiennamen, die teilweise nachträglich korrigiert wurden. Weil es mehrere Quellen über die Gefallenen Görkauer des Ersten Weltkrieges gibt, mußte an manchen Stellen ein Kompromiß gefunden werden. Fotos von 1928 mit lesbarer Schrift liegen dem GFK vor.
Der GFK bedankte sich bei der Stadtverwaltung Jirkov/Görkau (Herrn Michal Becvar) für die Gesamtgestaltung der Anlage im ehemaligen Annapark.
Das Info-Zentrum von Jirkov/Görkau hat 2018 und 2019 insgesamt 9 neu gestaltete Tafeln im gesamten Stadtgebiet aufstellen lassen. Diese sind mit dreisprachigen Texten (tschechisch, englisch, deutsch) und farbigen Bildern versehen. Sie geben allgemeine Hinweise für Touristen, die in der deutschen Fassung allerdings mehrfach fehlerhaft sind. Leider wird der historische Name der Stadt - Görkau - darauf nicht erwähnt und auch andere Sehenwürdigkeiten werden nur mit tschechischen Bezeichnungen aufgeführt.
Restauriert wurde seit 2017 die ehemalige Synagoge von Görkau/Jirkov an der früheren Herrengasse. Ab März diesen Jahres (2021) soll dieses ehemalige Gotteshaus für Kammerkonzerte und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Der kleine Park wird öffentlich zugängig sein. (Fotos siehe unter "Unsere Menschen - Juden in Görkau)
( Deutsche Texte verschiedener Tafeln und die einzelnen Standorte können bei der Redaktion des GFK erbeten werden)
Neue Infotafel am Markt in Görkau/Jirkov; 2019
Der Görkauer Freundeskreis lädt alle Interessierten, ob gebürtige Görkauer oder Nachfahren, ob Heimatleute aus den Nachbarorten von Görkau, ob Vertriebene oder in der Heimat Verbliebene ein, in unserem Freundeskreis mitzuwirken.
Die Ortsbetreuerin für Görkau und Rothenhaus ist:
Frau Ute Müller
Neustadtstr.13, 39359 Calvörde
Telefon: 039051-5186
E-Mail: guammueller@googlemail.com