In diesem Jahr war das Treffen des Görkauer Freundeskreises (GFK) besonders reichhaltig an Erlebnissen und damit auch anstrengend - aber schööön!
Die Unterkunft im Hotel "Alekto" im sächsischen Freiberg empfanden alle recht angenehm. 60 Heimatfreunde zwischen 5 und 88 Jahren waren gekommen, um alte Schulfreunde und Bekannte zu treffen und um wenigstens an einem Tage die alte Heimatstadt Görkau und die umgebende Erzgebirgslandschaft wieder zu sehen. Der Freitag nach dem Himmelfahrtstag begann mit einer Busfahrt zum Grenzübergang Reitzenhain. Von dort gelangte die Gruppe unter sachkundiger Leitung von Jürgen Schmidt über schmale Gebirgsstraßen vorbei am Grenzort Kallich/Kalek zur Wallfahrtskirche Quinau/Kvetnov.
Der tschechische Pfarrer aus Jirkov/Görkau erwartete die "Wallfahrer" bereits im - allerdings noch renovierungsbedürftigen - Kirchlein. Eine kleine Andacht mit Gebeten und Marienliedern ließ in den meisten Heimatleuten Erinnerungen aus ihrer Kindheit wach werden. Die Kollekte für die Renovierung der Wallfahrtskirche ergab einen ansehnlichen Betrag.
Schmale Straßen führten uns, vorbei an wunderschön blühenden Gebirgswiesen, hinab ins Schloß Rothenhaus zum Mittagessen. Dieses mundete allen mit einem Glas böhmischem Bier.
Den Friedhof in Görkau /Jirkov besuchten wir, wie bei jeder "Heimatfahrt", am Nachmittag. Der Gedenkstein des Görkauer Freundeskreises und das umgebende Areal direkt an der Rückseite der Friedhofskapelle hatten bereits am Vormittag deutsche und tschechische Soldaten unter Leitung des Vorstandsmitgliedes Hauptmann a.D. Thomas Mielenz gesäubert und für die feierliche Gedenkstunde mit Kranzniederlegung vorbereitet.
Es kann wohl als eine Besonderheit angesehenwerden, wenn deutsche und tschechische Soldaten einen Gedenkstein einer deutschen Vertriebenen-Heimatgruppe in Böhmen regelmäßig pflegen. Beim Totengedenken mit Gebet und dem Anzünden eines Grablichtes gedachte Jürgen Schmidt besonders der Familienangehörigen des Freundeskreises, die auf diesem und auf dem alten Friedhof in Görkau ruhen; entsprechend der Inschrift am Gedenkstein:
Im Anschluß brachten die Bürgermeister von Jirkov/Görkau und der Partnerstadt Brand-Erbisdorf sowie der GFK Kränze zum Gedenkstein. Auch die Soldatinnen und Soldaten legten Blumen nieder.
Mit kurzen Ansprachen der jeweiligen Gruppen schloß die Gedenkstunde auf unserem Heimatfriedhof. Nach einem kleinen Stadtbummel fuhr uns der Bus zurück zum Quartier in Freiberg. Der Abend gestaltete sich in recht fröhlicher Runde. Das Duo "De Hutzenbossen" erfreute alle mit ihren schwungvoll vorgetragenen erzgebirgischen Heimatliedern. Besonders begeistert sangen die "Alten" die Lieder des unvergessenen erzgebirgischen Heimatdichters Anton Günther mit, der in diesen Tagen vor 135 Jahren geboren wurde.
Am dritten Tag des Zusammenseins erlebten wir eine Stadtführung in Freiberg mit einem kleinen Orgelkonzert im Dom St. Marien. Der Nachmittag war wiederum von einem besonderen Erlebnis geprägt. Die Stadt Brand-Erbisdorf hatte zu einem Chorkonzert in die renovierte Aula der Mittelschule eingeladen. Der gemischte Kammerchor der Musik- und Kunstschule Jirkov/Görkau "VENTILKY" brachte geistliche Werke von Hassler, Monteverdi, Chilcott und Ruzicka zu Gehör und im zweiten Teil verschiedene tschechische Chorstücke, Lieder und etwas Jazz zur Aufführung. Dieser Chor und andere tschechische Ensemble musizierten in den letzten 10 Jahren mehrfach im Rothenhauser Schloß eigens für den GFK. Wichtig war an diesem Nachmittag die Vereinbarung darüber, dass die organisatorische Verantwortung für weitere derartige Konzerte vom GFK auf die Partnerstadt Brand-Erbisdorf übergeht. Bereits in den 1940er Jahren gab es Schloßkonzerte in Rothenhaus und der GFK ist dankbar dafür, dass diese Tradition nun fortgeführt werden soll.
Jürgen Schmidt, Redakteur für die Internetseite
im Juni 2011