(hier findet man wichtige Beiträge über Kultur und Brauchtum sowie über besondere Veranstaltungen des GFK,
die in diesem Jahr unter "Aktuelles" oder "Termine" veröffentlicht wurden und nun hier archiviert sind)
unter "Unsere Menschen" ist ein Beitrag zum Bildhauer Maximilian Stark zu finden und über das Görkauer Bier wurden ein Kurzbeitrag mit Fotos eingestellt; ebenso ein Bericht über die Entwicklung der Industrie (Spinnereien) von Görkau.
Wir bitten um entsprechende Beachtung !
Alle Görkauer Heimatfreunden, die bisher einen Weihnachtsbrief per Briefpost erhielten, bekommen in diesem Jahr ein Schreiben unseres bisherigen Sprechers, Prof. Rudolf Jansche, in dem er die gegenwärtige Situation des Görkauer Freundeskreises schildert, seinen Dank allen Mitwirkenden ausspricht und seine Hoffnung zur Zukunft des GFK darlegt.
Hier können Sie diesen Brief lesen, falls Sie ihn nicht per Briefpost erhalten haben.
Rudolf Jansche
Wilhelmsfeld im Dezember 2016
Liebe Heimatfreunde,
Gut zwanzig Jahre gibt es den Görkauer Freundeskreis. Wird es ihn auch in
Zukunft noch geben? Es wäre uns zu wünschen. Zupackende Menschen wie Karl
Schröter, Kurt Sandner, Franz Löschner, Emil Siegert haben aus Liebe zu unserer
Heimat einen vertrauten, heimischen Treff- und Mittelpunkt für uns geschaffen.
Von diesen Männern der ersten Stunde ist bis in die Gegenwart nur noch unser
lieber Franz Löschner als der ewig unermüdliche Aktive geblieben. Nächstes Jahr
wird er 90. Wir schulden ihm großen Dank.
Im
Jahre 2003 war ich dann erstmals dabei. Der Görkauer Freundeskreis war zu keiner
Zeit ein Verein. Es gab keinen Vorstand, keine Satzung und keine
Mitgliedsbeiträge. Aber es gab Menschen, die sich freiwillig und gern im Kreis
ihrer Heimatfreunde zusammenfanden und denen es gelang, eine muntere und
lebendige Gemeinschaft zu sein, gute und schmerzliche Erinnerungen in Wort und
Schrift wach zu halten. Zahlreiche Broschüren und Schriften entstanden. Sie
geben Zeugnis von unserer Geschichte und vom Brauchtum unserer Vorfahren. Damit
ließ man es aber nicht genug sein. Unser Blick ging nicht nur zurück, sondern
war auch nach vorn gerichtet. Ein Brückenschlag zu den jetzigen Bewohnern und
Verantwortlichen unserer alten Heimat wurde gewagt. Das Wagnis gelang. Neue
Freundschaften wurden geknüpft und ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit
entstand. Engagierte Menschen standen uns helfend zur Seite. Ich nenne
hier Namen wie Thomas Mielenz, Gerhard Triebe, Jürgen Schmidt, Ute Müller,
Familie Thomas, Gerlinde Esch, Klaus Brückner, Lieselotte und Anton Harich sowie
mein Schulfreund Karl Liebel in Jirkov (Görkau). Diese Namen stehen
stellvertretend für viele weitere Heimatfreunde. Auch von anderer Seite bekamen
wir wirksame und nachhaltige Unterstützung. Zu nennen sind hier die Stadt Brand
Erbisdorf mit ihrem Oberbürgermeister Dr. Martin Antonow und seinen
Mitarbeitern; die Bundeswehr mit ihren Kommandeuren und ihren Soldatinnen und
Soldaten; die Stadt Jirkov / Görkau mit ihren Bürgermeistern Filip Skapa und
Radek Stejnar; die Kunst- und Musikschule mit ihrer Direktorin Milena Sailerová
und ihren Künstlern, Milan Kostkan, Eva Vokurková, Andrea Karlovská und
insbesondere der Pfarrer unserer Heimat-Kirche St. Aegidius, Miroslav Dvouletý.
Wann immer die Stunde für unseren Freundeskreis schlagen wird, einiges wird
–wenn wir alle dazu beitragen – bleiben. Unser Gedenkstein auf dem Görkauer
Friedhof. Hier danken wir besonders
unserem Hauptmann a.D. Thomas Mielenz, der die Pflege durch die Bundeswehr auch
in den kommenden Jahren sicherstellen will. Auch das restaurierte Wandbild an
unserer Kirche „Die Beweinung Christi“ wird mit seinen deutschen Bibeltexten
daran erinnern, dass der Freundeskreis nicht unerheblich zur Erhaltung dieses
Bildes beigetragen hat.
Weiterleben wird unser Freundeskreis auch im Internet. Unter der Internetadresse
www.goerkau.de
wird Jürgen Schmidt, unterstützt durch
unseren Webmaster Herrn Thomas Lang dafür sorgen, dass die Verbindung zu Görkau
nicht abreißt. Vor allem aber sollen sich die jüngeren Generationen durch das
Internet über die Geschichte und das Leben ihrer Vorfahren in Görkau informieren
können. Die gleiche Aufgabe hat bereits seit einiger Zeit Ute Müller, unsere
Ortsbetreuerin, übernommen. Sie
sorgt im Rahmen der Komotauer Heimatzeitung durch die Namenskartei sowie durch
Beiträge in Wort und Bild für die Verbindung zur verlorenen Heimat.
Allen genannten und ungenannten Helfern danke ich im Namen des Freundeskreises
und persönlich für Ihre Unterstützung und spreche gleichzeitig die Erwartung
aus, dass sie dem Freundeskreis in der Fortführung wichtiger Projekte auch
künftig durch eine Spende unter die Arme greifen werden.
Dazu noch einige Hinweise: Für die Pflege unseres Gedenksteins bedarf es neben
der Hilfe durch die Bundeswehr auch die Bereitstellung von Material etc.
Ebenso kostet die Aufrechterhaltung unseres Auftritts im Internet (Webseite)
eine vierteljährliche Gebühr von 35,00 €. Auch unser Webmaster Herr Thomas Lang
sollte von Zeit zu Zeit eine Anerkennung
für seine kostenlose Dienstleistung erhalten.
Geplant ist, einen jährlichen Rundbrief zu versenden. Hierfür fallen
beträchtliche Kosten für Porto, Briefpapier und Druck an.
Franz Löschner hat das Spendenkonto des GFK aufgelöst. Jürgen Schmidt hat sich jedoch bereit erklärt, die Rolle des Schatzmeisters zu übernehmen. Das neue Konto lautet:
Jürgen Schmidt,
DE11 8505 0300 4002 0725 63 / BIC: OSDD DE 81 XXX.
Meine Hoffnung ist, dass es dabei nicht bleibt, sondern
dass es darüber hinaus zu einer Fortführung unseres Freundeskreises mit einem
neuen Sprecher oder Sprecherin
kommt. Es wäre wünschenswert und erfreulich, wenn sich unsere Kinder
und Enkel dem Görkauer Freundeskreis anschlössen
und ihn weitertrügen. Auch weitere
Treffen würden unsere Verbundenheit zur Heimat ihrer Vorfahren bezeugen und
bekräftigen.
Euch allen danke ich abschließend sehr herzlich für die
oft jahrzehntelange Treue und Unterstützung des Görkauer Freundeskreises. Es war
mir eine große Freude und Ehre, in den zurückliegenden
Jahren Euer Sprecher zu sein.
Ich habe
großartige Menschen kennen und schätzen gelernt. Zu Ihnen rechne ich auch die
Verantwortlichen und Ihre Mitarbeiter in Brand-Erbisdorf und der Stadt
Jirkov/Görkau.
Dank auch an die Mitglieder des Hauses
Hohenlohe-Langenburg, Gräfin Xandra, ihrem Sohn Graf Sandro und seiner Frau
Caroline. Über Grenzen hinweg haben wir gemeinsam gute Arbeit geleistet.
Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute und eine
besinnliche Adventszeit.
Bleibt wohlauf !
Euer
Rudolf Jansche
Advent und Weihnachten vor 100 Jahren
W
enn wir uns das Bild von der Weihnachtsstube im Erzgebirge vor etwa 100 Jahren etwas genauer ansehen, dann werden wir schnell erkennen, wie gut es uns heute geht, aber auch wie weit wir uns vom eigentlichen „Weihnachtsgeheimnis“, vom Geburtsfest des Christkindes entfernt haben.Was sehen wir?
Eine typische Erzgebirgsstube, die aber auch im Riesengebirge oder im Egerland einer Familie als Wohnraum dienen konnte. Im Zentrum hinten der Kachelofen, davor auf der Ofenbank der Hausvater und die Großmutter am Klöppelsack. Über dem Ofen hängen die winternassen Kleidungsstücke zum Trocknen. Links die Mutter, sie liest aus der Bibel die Weihnachtsgeschichte vor. In der Mitte zwei Kinder, die auf dem Fußboden mit ihren einfachen Geschenken spielen. Die rechte Seite des Bildes nimmt der Weihnachtsberg ein. Dieser steht, so scheint es, auf einem Nähmaschinentischchen vor einem offenen Regalmöbel.
Einen Christbaum hatte man damals wohl noch nicht. Mit dem Weihnachtsberg, den wahrscheinlich der Vater oder schon der Großvater selbst zusammengebaut hat, wird „die Geburt Christi“ in der heimatlichen Landschaft dargestellt. In diesem Fall hat er mindestens 5 Etagen, die mit einem Gartenzaun eingefaßt sind. Die Einzelheiten sind nicht erkennbar. Aber alle diese Weihnachtsberge oder Krippen hatten im Zentrum die Szene der Christ-Geburt von Bethlehem. Hirten und Schafe, ebenso Engel und die Hl. Drei Könige mit ihrem Gefolge, gehörten auf einen Weihnachtsberg.
Oftmals wurde die winterliche Gebirgslandschaft nachgestaltet, was volkstümlich ausgedrückt, das Kommen des Erlösers direkt in die familiäre Heimstatt verdeutlichen sollte.
In der Christmette oder
auch zu Hause sang man
damals in Nordböhmen das folgende Lied:
Freu dich, Erd und
Sternezelt, Halleluja . . .
Eine besinnliche
Adventszeit und ein frohes gesegnetes Weihnachtsfest
wünscht die Redaktion
des GFK allen Freunden und Bekannten !
Das Bild stammt aus dem Buch:
"Die Biographie – Anton Günther " von M. Günther u. Lutz Walther, Lößnitz, 2011.
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Ein Kurzbericht über Wanderungen in unserer alten Heimat.
Zwei
historische Denkmale im Böhmischen Erzgebirge
von
Jürgen Schmidt aus Görkau, 2016
Zwischen diesen beiden Eckpunkten des Erzgebirgswaldes,
die meinen Vorfahren aus Heinrichsdorf bei Kallich Heimat und Arbeitsstätte zugleich waren, habe ich per Rad
und zu Fuß ein paar wunderschöne Urlaubstage erlebt. Mit unbeschreiblichen
Gefühlen durchstreift ein alter Mann zum ersten Mal Landschaft, Wege und Berge,
die seine Eltern und Großeltern vor mehr als 70 Jahren fast täglich gegangen
sind.
- O Arzgebirg, wie bist du schie!
-
Samstag, den 9. Juli 2016
13.00 Uhr an der „Gedenkstätte 9. Juni 1945“
Quinauer Wallfahrt
Wallfahrtsgottesdienste
in
der Kirche Mariä Heimsuchung Quinau
-
Hl. Messe in deutscher Sprache -
An
den Sonntagen
3.,
10. u. 17. Juli 2016 - Beginn jeweils 14.00 Uhr
Anfahrten aus Deutschland:
über
Marienberg -
Reitzenhain -
Natschung
(Načetin) –
Kallich
(Kalek) –
Platten
(Blatno)
nach
Quinau
(Květnov)
oder über
Komotau
(Chomutov) -
Platten
(Blatno)
nach
Quinau
(Květnov).
Anfahrten über
Deutscheinsiedel, Deutschneudorf, Deutschkatharinenberg
oder Rübenau nur für
Ortskundige.
Die Marien-Wallfahrtskirche
ist an diesen Sonntagen bereits am Vormittag geöffnet.
Anfragen an: Pfr. Brünnler, Schmölln Tel.:
034491-582393
B e r i c h t
über die
Wallfahrten nach Quinau /Kvetnov im Juli 2016
Seit der friedlichen
Revolution in Deutschland und der samtenen in der Tschechischen Republik ist
es selbst verständlich geworden, das sich im Juli jeden Jahres deutsche und
tschechische Christen, vor allem Katholiken, im sehr alten und idyllisch
gelegenen Wallfahrtsort Quinau / Kvetnov im böhmischen Erzgebirge
einfinden. Allerdings geht die Tradition schon auf das Jahr 1342
zurück. An den 3 ersten Sonntagen im Juli 2016, also am 3.; 10. und 17.
kamen wieder zahlreiche Gläubige anlässlich des Festes „Mariä Heimsuchung“
zu den Wallfahrtsgottesdiensten, um die Muttergottes zu ehren, ihr zu danken
und um ihre Fürsprache bei Gott zu bitten. Das Wetter hier oben in 635 m
Höhe ist sehr unterschiedlich in diesen Julitagen; Sonnenschein, Wind und
Regen wechseln sich immer wieder ab.
Früh morgens 8:00 Uhr
beteten vor allem tschechische Gläubige aus der Umgebung von Görkau/Jirkov
und Komotau/Chomutov an der 50 stufigen Rosenkranztreppe den Rosenkranz.
Danach fanden 2 Hl. Messen in tschechischer Sprache statt, an denen aber
auch wenige deutsche Christen teilnahmen. Diese Gottesdienste werden vom
zuständigen Ortspfarreraus Görkau/Jirkov, Miroslav Dvoulety, und anderen
Priestern des Bistums Leitmeritz/Litomerice gehalten. An der Orgel begleitet
die Organistin der Pfarrei den Gemeindegesang. Es ist sehr erfreulich, dass
auch in diesem Jahr wieder zahlreiche junge Leute mit Kleinkindern zu diesen
Vormittagsgottesdiensten gekommen sind. Das zeigt die immer größer werdende
Bekanntheit von Quinau/Kvetnov, aber auch die zunehmende positive
Einstellung der tschechischen Bevölkerung zu christlichen Werten. Interesse
an diesem alten Wallfahrtsort
hat nun auch die katholische Wochenzeitung „Tag des Herrn“ aus Leipzig
gefunden und hat ihren Redakteur, Holger Jacobi, gleich zweimal nach Quinau
gesandt. Das deutsche Nachbarbistum Dresden-Meißen erinnert sich somit an
alte grenzüberschreitende Traditionen, die bereits nach Mariaschein gepflegt
werden, was sehr erfreulich ist.
Nach einer ruhigen
Mittagszeit, in der es Gelegenheit zu einem Imbiss, aber auch zu Gesprächen
zwischen tschechischen und deutschen Wallfahrern gab, läutete die
Wallfahrtsglocke pünktlich um 14:00 Uhr zu den deutschsprachigen Hl. Messen.
Herr Engel aus der sächsischen Pfarrei Olbernhau, erledigt das gern und
gewissenhaft, ebenso den Dienst mit dem Weihrauchfass an allen 3 Sonntagen.
Auch Herr Schmidt, der aus Görkau stammt, war an allen Wallfahrtssonntagen
bereit, mit der Gemeinde den Rosenkranz zu beten und andere Altardienste zu
verrichten. Am 3. 7., einen Tag nach dem Patronatsfest, kamen etwa 60
deutsche Wallfahrer. Ebenso viele
am 3. Sonntag. Den Höhepunkt bildete in diesem Jahr der 2.
Wallfahrtssonntag mit über 100 deutschen Gläubigen am Nachmittag. Das ist
damit begründet, weil am
Samstag, den 9. Juli, die Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte für die
Opfer des Komotauer Todesmarsches stattfand und besonders die Teilnehmer aus
den alten Bundesländern und der Heimatkreis-Vorstand dazu gekommen waren.
Die weiten Wege und das Alter der Vertriebenen erlauben es kaum, mehrmals im
Jahr an den Quinauer Wallfahrten teilzunehmen
Die deutschen Priester für die Nachmittagsgottesdienste bildeten auch
2016 wieder eine zuverlässige Gemeinschaft. In den
Vorbereitungsbesprechungen wurden der Ablauf der Hl. Messen, besonders die
Gesänge und die einzelnen Dienste und die Zelebranten festgelegt. So kamen
am ersten Sonntag Pfr. Heinrich Bohaboj, Kaplan Markus Ruhs und Diakon
Neumann zusammen mit einem polnischen Neupriester, der zum Schluss der Hl.
Messe den Gläubigen noch seinen Primizsegen spendete.
Am zweiten Sonntag
zelebrierte Pfr. Karl Brünnler zusammen mit Pfr. Winfried Runge, dessen
Vorfahren aus Uhrissen/Orasin stammen, die Hl. Messe.
Den 3. Sonntag
feierten Kaplan Ruhs aus Chemnitz und zwei polnische Neupriester, die im
Bistum Dresden-Meißen ihren Dienst tun, zusammen mit Diakon Neumann aus
Flöha die Hl. Messe mit den Gläubigen. Der neue tschechische Organist aus
Komotau/Chomutov, Herr Mareček, begleitete in allen drei deutschen
Wallfahrtsgottesdiensten die Gläubigen beim Gesang der alten Lieder aus dem
speziellen neuen Quinauer – Liederheft. Nicht vergessen sind die zuständigen
tschechischen Ortspfarrer, M. Dvoulety und A. Heger, die abwechselnd auch an
den deutschen Gottesdiensten teilnahmen. Ihnen gilt ein besonderer Dank
dafür, dass sie den deutschen Gläubigen, besonders den Vertriebenen, stets
großzügige Gastfreundschaft und Hilfe in Quinau
gewähren. Auch mehrere Gemeindeglieder aus Görkau/ Jirkov zusammen
mit der Pastoralassistentin sorgten Sonntag für Sonntag viele Stunden lang
liebevoll für das leibliche Wohl auch der deutschen Wallfahrer. Ihnen allen
herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott!“
Wir hoffen und
wünschen, dass im kommenden Jahr 2017 noch mehr Wallfahrer den alten
Gnadenort Quinau im böhmischen Erzgebirge besuchen werden. Dann wird hier
bereits 675 Jahre lang die Muttergottes von Quinau verehrt, die auch als
Königin des Erzgebirges bezeichnet wird.
Jürgen
Schmidt, 20. Juli 2016
Ablauf des 20. GFK-Treffens –
Kurzbericht
16:00 Uhr: Kaffeetrinken in der Hotelhalle und
Kurzberatung des aktiven Teams
18:00 Uhr: Abendessen
19:00 Uhr: Begrüßungsabend
im Saal „Zechengrund“; dabei mußte mitgeteilt werden, daß unser Sprecher Prof.
R. Jansche leider plötzlich erkrankt ist und am Treffen bedauerlicherweise
nicht teilnehmen kann. Seine vorbereiteten Reden für die nächsten Tage und
Anlässe wurden auf die angereisten Mitglieder des aktiven Teams verteilt. Es gab
auch erste Gespräche über die künftige Arbeit und die Treffen des GFK.
27. Mai 2016: nach dem gemeinsamen Frühstück stand dieser Tag
allen Freundeskreismitgliedern und Gästen zur freien Verfügung. Einige machten
Ausflüge oder Wanderungen in die nähere Umgebung (Fichtelberg, Keilberg,
Oberwiesenthal, Gottesgab); andere fuhren mit dem Auto nach Görkau und
Rothenhaus, oder in andere Heimatorte, um dort Zeit für ein paar besinnliche
Stunden zu haben.
19:30 Uhr: Vortrag mit Lichtbildern und alten
Postkartenansichten von Thomas Lang, dem Wanderführer im Böhmischen Erzgebirge,
der auch die Internetseite des GFK als Webmaster betreut. Dabei wurden
vielfältige Erinnerungen wach. Mehrere Anwesende erkannten ihre alten Heimatorte
und sogar ihr Elternhaus oder andere öffentliche Gebäude aus der Kindheit
wieder. Auch dem Vortragenden wurden seine Aussagen und die gezeigten Objekte
durch unsere Zeitzeugen mehrfach bestätigt. Mit einer lustigen Singerunde,
begleitet durch unseren Mundharmonikaspieler Manfred Matz (86 Jahre), klang der
„freie Tag“ aus.
10:00 Uhr: traditionelle Andacht in der Dekanalkirche
St. Aegidius; gestaltet mit dem Ortspfarrer M. Dvoulety, Familie Thomas, Jürgen
Schmidt und der tschechischen Organistin.
Noch vor Beginn brachte Graf
Sandro (Nachfahre derer von Hohenlohe-Langenburg auf Schloß Rothenhaus) in der
Rothenhauser-Kapelle der Kirche einen Kranz zum Gedenken an seine Vorfahren an.
Nach der Andacht erklärte Jürgen Schmidt den Anwesenden
GFK Mitgliedern, Vertretern der Partnergemeinde Brand-Erbisdorf und der Stadt
Görkau/Jirkov das restaurierte Wandbild „Das Beweinen Christi“ an der Ostseite
der Stadtkirche.
Anschließend fand auf dem Friedhof eine
Kranzniederlegung mit Ansprachen der bereits genannten Gruppen und der deutschen
und tschechischen Soldaten statt. Ein Totengedenken mit Gebet und Entzünden
eines Grablichtes am Gedenkstein des GFK beendete diese, für die anwesenden
ehemaligen Görkauer Bürger wichtige Stunde.
Der Autobus brachte uns alle nun zum Schloß Rothenhaus.
Dort gab es eine besondere Überraschung. Im Innenhof war an diesem Samstagmorgen
das Modell des Schlosses in 1:25 aufgebaut worden. Eine wunderbare und präzise
Arbeit der Modellbauer des „Klein-Erzgebirge“ der sächsischen Stadt Oederan, die
uns dort erwartete. Mit besonderen Lobesworten und böhmischem Bier wurde dieses
Modell „eingeweiht“ und für das Aufstellen im sächsischen Oederan freigegeben.
Erfreulich und auch sinngebend übernahm Graf Sandro die Patenschaft für dieses
(sein kleines) Schloß.
Das sollte aber noch nicht alles an Überraschungen
sein. Nach dem Mittagessen im Schloßrestaurant wurde der GFK auch zu Eröffnung
einer kleinen Brücke gebeten, die die Insel im Schloßteich mit dem Ufer
verbindet. Mit Salutschüssen und mit dem Durchschneiden eines roten Bandes durch
prominente Vertreter von Stadt und ehemaligen Eigentümern wurden Brücke und
Insel wieder den Besuchern freigegeben. Das anschließende Konzert im Festsaal
des Rothenhauser Schlosses war ein weiterer Höhepunkt des 20. Treffens des
Görkauer Freundeskreises. Wie bereits bei vergangenen Treffen, so wurde dieses
Konzert mit verschiedenen Darbietungen, Gesang, Klavier, Bläsergruppen von der
Görkauer Musikschule organisiert und dargeboten. Reichlicher Beifall der Zuhörer
war ein Zeichen für diese gelungene Veranstaltung.
Das Fernsehen des mdr war zugegen und hielt die
wichtigsten Begebenheiten des gesamten Tages fest, um diese am Abend in der
Sendung Sachsenspiegel zu senden.
Ein kurzes Video des mdr-Sachsenspiegel vom 28.5.2016 finden die Freunde des GFK unter:
https://www-user.tu-chemnitz.de/~tla/Goerkau/MDR20160528.mp4
Der Abend klang nach der Busfahrt zum Hotel und dem
reichhaltigen Abendessen mit wehmütigen Abschiedsreden und Gesprächen im
„Zechengrund“ aus. Ein paar ganz tapfere Heimatfreunde und Freundinnen hielten
mit lustigen und besinnlichem „Singsang“ bis Mitternacht aus. Wer weiß wann wir
uns wiedersehen?
29. Mai 2016: Abschied und Heimfahrt in unserer neuen
Heimatorte, verstreut in ganz Deutschland. Den Ältesten tat es am meisten weh.
Fazit: Wir hatten wunderschöne gemeinsame Tage. Herzlich gedankt sei allen Teilnehmern und besonders denen, die dieses alles ermöglicht haben. Es geht weiter mit unserer Arbeit im GFK!
Wir bleiben in Verbindung durch unsere Zeitschriften (Franz Löschner und Gerhard
Triebe) durch Telefon und Briefwechsel; durch unsere Internetseite
www.goerkau.de , die Jürgen Schmidt und Thomas Lang gestalten und die besonders
für die Jüngeren bzw. „Nachgeborenen“ gedacht und wichtig ist. Auch Ute Müller,
als Heimatortsbetreuerin von Görkau, wird wie bisher, auch künftig ihre wichtige
Arbeit mit der Betreuung der früheren Einwohner und dem Kontakt zur Komotauer
Zeitung im GFK weiterführen. Die Verbindungen zur Stadt Görkau/Jirkov, zur
Partnerstadt Brand-Erbisdorf und zu den Soldaten, die die Pflege des
Gedenksteines übernehmen, hält Hauptmann a.D., Thomas Mielenz, und als treuer
und besonnener Ratgeber wird unser bisheriger Sprecher, Prof. Rudolf Jansche,
den Görkauer Freundeskreis weiterhin begleiten.
Wann und wo es ein nächstes Treffen der Alten oder der
Jungen geben wird, ist gegenwärtig etwas unbestimmt, aber keinesfalls
ausgeschlossen – die Zeit wird es bringen.
Ein Rückblick von Jürgen Schmidt am 4. Juni 2016
Fotos von Michael Thomas, Ute Müller, Thomas Lang u. Olly Schmidt
* * *
Die Tempis-Kapelle
(von I. Mann in der Erzgebirgs-Zeitung, 1882, S. 15.)
Über die Entstehung der Tempiskapelle am oberen Wege
von Komotau nach Görkau erzählt die Sage folgendes:
In Rothenhaus war Herr
Tempis Kastellan (Schloßverwalter), der seine Arbeitsleute und
Herrschaftsangehörige sehr hart und grausam behandelte. Einmal kehrte er auf
seinem Rosse von Komotau nach Hause zurück. Es war eine finstere, rabenschwarze
Nacht, und dazu hatte er noch etwas zu viel von geistigen Getränken genossen.
Anfangs ging sein Ross ganz gut, dann aber sauste es im rasenden Galopp dahin.
In der Ferne bemerkte Herr Tempis ein Licht und glaubte schon bei Rothenhaus zu
sein. Da auf einmal fing sein Pferd an zu sinken, und je weiter er ritt, desto
tiefer sank es ein. Trotz aller seiner und seines Pferdes Anstrengung gelang es
nicht, aus diesem Moraste herauszukommen. Herr Tempis sah schon seine letzte
Stunde gekommen, da eine Rettung hier nicht möglich war. In diesem qualvollen
und entsetzlichen Augenblicke tat er das Gelübde, im Falle er gerettet werde,
eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes an dieser Stelle zu erbauen. Er trieb
jetzt sein Pferd noch einmal an. Dieses bot seine letzten Kräfte auf und siehe,
Ross und Reiter waren gerettet. Herr Tempis erfüllte nun auch gewissenhaft sein
Gelübde.
Ergänzung aus dem Nordböhmischen Touristenführer, Dr. F. Hantschels (1926):
In der Mitte des Weges (von Komotau nach Görkau) steht, von zwei prächtigen
Linden beschattet, die der Sage nach um 1604 vom Rothenhauser Kastellan Tempis
ex voto erbaute Tempis-Kapelle. Sie wurde 1893 renoviert und mit einem
Marienbilde (vom Falkenauer Maler Anton Würschnitzer) sowie mit einem
kunstvollen Eisengitter (vom Görkauer Meister Albert Weinberger) ausgestattet.
Sie wurde wegen des Baues der neuen Schnellstraße im Jahre 1976
leider abgerissen.
Dieser
kurze Beitrag und die alten Fotos sollen die Erinnerung an diese Sage und an die alte Kapelle wach halten.
* * *
Beitrag unter Aktuelles zur Faschingszeit 2016
Fasching in Görkau 1588
Die nachstehende Geschichte ist ein etwas anderer Bericht zur Faschingszeit. Sie soll zeigen, daß die Menschen in der 5. Jahreszeit wohl fröhlich sein sollen. Es gibt aber gewisse Tabus, wie z.B. die Totenruhe, die auch im Fasching nicht gebrochen werden dürfen. Der Görkauer Maskenzug fand nach den verhängnisvollen Ereignissen von 1588 nie mehr in der geschilderten Form statt. Er wurde zum erstenmal nach langer Zeit wieder im Jahre 1939 durchgeführt. Im Oktober 1938 war der Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Im September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Zufall oder bößes Omen?
Der Görkauer Maskenzug
Der Görkauer Maskenzug,
Oelgemälde von Karl Heinz Wagner
Am Faschingsdienstag des Jahres 1588 ging es in der Stadt Görkau überaus
fröhlich zu. Die Schuljugend machte mit Schreien und Peitschen einen Spektakel,
daß die Häuser in den Gassen wackelten.
Der Hochzeitsplampatsch (Spaßmacher) ritt auf einem Grauschimmel und trank
wacker aus allen Gläsern, die man ihm darbot. Auf dem Kopf trug er eine
Narrenkappe mit einer klingenden Schelle und überdies zwei Maskengesichter, von
denen das vordere lachte und das hintere weinte. Auch die Salzmäste (Taufpatin
der Braut) warf nach allen Seiten Pfeffernüsse aus. Bald auch kamen die beiden
Herolde hoch zu Roß, bliesen auf ihren Trompeten, und der vielerwartete
Hochzeitsschlittenzug setzte sich in Bewegung. Den Vorreitern und Stadtpfeifern
folgten die Brautleute mit dem Bild der heiligen Jungfrau Maria; darauf der
Brautführer und die Kranzljungfern, neben ihnen der heilige Nikolaus mit zwei
Teufeln an der Kette.
Es ging in tollem Jagen die Kreuz und Quere durch die Stadt, bis der Zug bei der
Kirche ein wenig stockte. Da blies der Hanswurst - Plampatsch auf seiner
Trompete und rief in trunkenem Frevelmute zum Friedhof hinein: "Auf, auf ! Ihr
Faulpelze! Heraus aus euren Nestern! Heut' ist Fasching! In der Stadt gibt es
noch Besen genug! Die nehmt zwischen die Beine und reitet mit! Halloh!
Vorwärts!" Gelächter der Umstehenden folgte, und der Trunkenbold stürzte vom
Pferde. Der Zug aber fuhr weiter bis nach Komotau, obwohl der Sturmwind
unterwegs das Brautpaar und viele Gäste in den Schnee geworfen hatte. In Komotau
trank man Glühwein und die Stimmung wuchs weiter.
Allein als man aus Komotau hinaus, zurück nach Görkau zog, hatte sich zu den
drei Vorreitern noch ein vierter gesellt, einer aus Komotau, wie man meinte.
Doch seine Tracht war seltsam. Kohlschwarz vom Kopf bis zu den Sporen, schwenkte
er sein schwarzes Banner mit dem Totenkopf. An seiner Schulter hing das schwarze
Schild des Sensenmannes. Vielen war es unheimlich zu Mute, wenn er links und
rechts an der Schlittenreihe entlang sprengte und gewissermaßen die
Hochzeitsgäste zählte. Als es aber finster wurde, da sprühten sogar aus seiner
Fahnenstange Funken, die dampften und wie Leichenfackeln rochen. So ging es
fort, bis man wieder in Görkau am Friedhof ankam. Da öffnete der Schwarze sein
Visier und rief: "Nun komm mit mir, wir zwei voran, die anderen kommen nach."-
"Jesus, Maria!" schrie der Plampatsch, als er den fleischlosen Totenschädel
erblickte. Jener aber rief mit laut schallender Stimme: "Heut war ich euer Gast,
zum künftigen Fasching seid Ihr meine Gäste!" Sprachs und verschwand in der
Nacht.
Auf dem Tanzboden fand sich allmählich die alte Fröhlichkeit wieder ein. Als man
aber tags darauf nach altem Brauch den Fasching begraben wollte, da erscholl das
Totenglöckchen, und man erfuhr, daß der Plampatsch todkrank darniederliege. Drei
Tage später lag er auf dem Friedhof bei den Toten, die er zur Maskenhochzeit
eingeladen hatte. Ihm folgte zuerst die Braut, eine Kranzljungfer, dann ein
Vorreiter, der Brautführer und der Bräutigam. Es folgte kein Tag, an dem das
Glöckchen nicht erklang und ein Leichenzug folgte dem anderen. So dauerte es ein
volles Jahr und nicht weniger als 450 Personen erlagen der schrecklichen
Seuche.
Am Faschingssonntag rief der Pfarrer dem unglücklichen Volke von der Kanzel zu:
"Ihr sollt ausziehen, aber nicht in Larven und Maskeraden, sondern in Buß- und
Trauerkleidern!" Und so geschah es. Am Faschingsdienstag zogen alle in
Trauerkleidern und schwarzen Kleidern durch die Stadt zum Friedhof hin. Und dort
erscholl ein lautes Wehgeschrei. In der Kirche las der Pfarrer das Totenamt und
vom Chor erlang der Gesang des "Dies irae", wie am Allerseelentage üblich. Von
Stund an erkrankte niemand mehr. Wer schon krank war fand Genesung. Acht
Sonntage später war die Pestilenz erloschen und der Pfarrer konnte die
Pestilenzpredigt halten. Die Erinnerung an jene schreckliche Zeit lag den
Görkauern noch lange in den Gliedern und sie haben durch so manche Jahr
keine Hochzeitsmaskeraden am Faschingsdienstag mehr gehalten.
Alte Zeichnung vom
"Verhängnisvollen Maskenzug"
Dieser Beitrag wurde von der Internetseite
www.komotau.de
übernommen;
leicht korrigiert von J. Schmidt, GFK, Januar 2016
* * *