Rückblicke 2016

(hier findet man wichtige Beiträge über Kultur und Brauchtum sowie über besondere Veranstaltungen des GFK,

die in  diesem Jahr unter "Aktuelles" oder "Termine" veröffentlicht wurden und nun hier archiviert sind)


Anmerkung zu neuen Beiträgen auf den Görkauer Heimatseiten:

unter "Unsere Menschen" ist ein Beitrag zum Bildhauer Maximilian Stark zu finden und über das Görkauer Bier wurden ein Kurzbeitrag mit Fotos eingestellt; ebenso ein Bericht über die Entwicklung der Industrie (Spinnereien) von Görkau.

Wir bitten um entsprechende Beachtung !

 

Alle Görkauer Heimatfreunden, die bisher einen Weihnachtsbrief per Briefpost erhielten, bekommen in diesem Jahr ein Schreiben unseres bisherigen Sprechers, Prof. Rudolf Jansche, in dem er die gegenwärtige Situation des Görkauer Freundeskreises schildert, seinen Dank allen Mitwirkenden ausspricht und seine Hoffnung zur Zukunft des GFK darlegt.

 Hier können Sie diesen Brief lesen, falls Sie ihn nicht per Briefpost erhalten haben.

Rudolf Jansche

Wilhelmsfeld im Dezember 2016

 Unser Görkauer Freundeskreis – wie geht es weiter?

Liebe Heimatfreunde,

Gut zwanzig Jahre gibt es den Görkauer Freundeskreis. Wird es ihn auch in Zukunft noch geben? Es wäre uns zu wünschen. Zupackende Menschen wie Karl Schröter, Kurt Sandner, Franz Löschner, Emil Siegert haben aus Liebe zu unserer Heimat einen vertrauten, heimischen Treff- und Mittelpunkt für uns geschaffen. Von diesen Männern der ersten Stunde ist bis in die Gegenwart nur noch unser lieber Franz Löschner als der ewig unermüdliche Aktive geblieben. Nächstes Jahr wird er 90. Wir schulden ihm großen Dank.

Im Jahre 2003 war ich dann erstmals dabei. Der Görkauer Freundeskreis war zu keiner Zeit ein Verein. Es gab keinen Vorstand, keine Satzung und keine Mitgliedsbeiträge. Aber es gab Menschen, die sich freiwillig und gern im Kreis ihrer Heimatfreunde zusammenfanden und denen es gelang, eine muntere und lebendige Gemeinschaft zu sein, gute und schmerzliche Erinnerungen in Wort und Schrift wach zu halten. Zahlreiche Broschüren und Schriften entstanden. Sie geben Zeugnis von unserer Geschichte und vom Brauchtum unserer Vorfahren. Damit ließ man es aber nicht genug sein. Unser Blick ging nicht nur zurück, sondern war auch nach vorn gerichtet. Ein Brückenschlag zu den jetzigen Bewohnern und Verantwortlichen unserer alten Heimat wurde gewagt. Das Wagnis gelang. Neue Freundschaften wurden geknüpft und ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit  entstand. Engagierte Menschen standen uns helfend zur Seite. Ich nenne hier Namen wie Thomas Mielenz, Gerhard Triebe, Jürgen Schmidt, Ute Müller, Familie Thomas, Gerlinde Esch, Klaus Brückner, Lieselotte und Anton Harich sowie mein Schulfreund Karl Liebel in Jirkov (Görkau). Diese Namen stehen stellvertretend für viele weitere Heimatfreunde. Auch von anderer Seite bekamen wir wirksame und nachhaltige Unterstützung. Zu nennen sind hier die Stadt Brand Erbisdorf mit ihrem Oberbürgermeister Dr. Martin Antonow und seinen Mitarbeitern; die Bundeswehr mit ihren Kommandeuren und ihren Soldatinnen und Soldaten; die Stadt Jirkov / Görkau mit ihren Bürgermeistern Filip Skapa und Radek Stejnar; die Kunst- und Musikschule mit ihrer Direktorin Milena Sailerová und ihren Künstlern, Milan Kostkan, Eva Vokurková, Andrea Karlovská und insbesondere der Pfarrer unserer Heimat-Kirche St. Aegidius, Miroslav Dvouletý.

Wann immer die Stunde für unseren Freundeskreis schlagen wird, einiges wird –wenn wir alle dazu beitragen – bleiben. Unser Gedenkstein auf dem Görkauer Friedhof. Hier danken wir besonders  unserem Hauptmann a.D. Thomas Mielenz, der die Pflege durch die Bundeswehr auch in den kommenden Jahren sicherstellen will. Auch das restaurierte Wandbild an unserer Kirche „Die Beweinung Christi“ wird mit seinen deutschen Bibeltexten daran erinnern, dass der Freundeskreis nicht unerheblich zur Erhaltung dieses Bildes beigetragen hat.

Weiterleben wird unser Freundeskreis auch im Internet. Unter der Internetadresse

www.goerkau.de  wird Jürgen Schmidt, unterstützt durch unseren Webmaster Herrn Thomas Lang dafür sorgen, dass die Verbindung zu Görkau nicht abreißt. Vor allem aber sollen sich die jüngeren Generationen durch das Internet über die Geschichte und das Leben ihrer Vorfahren in Görkau informieren können. Die gleiche Aufgabe hat bereits seit einiger Zeit Ute Müller, unsere Ortsbetreuerin, übernommen.  Sie sorgt im Rahmen der Komotauer Heimatzeitung durch die Namenskartei sowie durch Beiträge in Wort und Bild für die Verbindung zur verlorenen Heimat.

Allen genannten und ungenannten Helfern danke ich im Namen des Freundeskreises und persönlich für Ihre Unterstützung und spreche gleichzeitig die Erwartung aus, dass sie dem Freundeskreis in der Fortführung wichtiger Projekte auch  künftig durch eine Spende unter die Arme greifen werden.

Dazu noch einige Hinweise: Für die Pflege unseres Gedenksteins bedarf es neben der Hilfe durch die Bundeswehr auch die Bereitstellung von Material etc.

Ebenso kostet die Aufrechterhaltung unseres Auftritts im Internet (Webseite) eine vierteljährliche Gebühr von 35,00 €. Auch unser Webmaster Herr Thomas Lang sollte von Zeit zu Zeit eine Anerkennung  für seine kostenlose Dienstleistung erhalten.

Geplant ist, einen jährlichen Rundbrief zu versenden. Hierfür fallen beträchtliche Kosten für Porto, Briefpapier und Druck an.

Franz Löschner hat das Spendenkonto des GFK aufgelöst. Jürgen Schmidt hat sich jedoch bereit erklärt, die Rolle des Schatzmeisters zu übernehmen. Das neue Konto lautet:

Jürgen Schmidt, DE11 8505 0300 4002 0725 63  / BIC: OSDD DE 81 XXX.

Meine Hoffnung ist, dass es dabei nicht bleibt, sondern dass es darüber hinaus zu einer Fortführung unseres Freundeskreises mit einem neuen Sprecher oder Sprecherin  kommt. Es wäre wünschenswert und erfreulich, wenn sich unsere Kinder  und Enkel dem Görkauer Freundeskreis anschlössen  und ihn weitertrügen. Auch weitere Treffen würden unsere Verbundenheit zur Heimat ihrer Vorfahren bezeugen und bekräftigen.

Euch allen danke ich abschließend sehr herzlich für die oft jahrzehntelange Treue und Unterstützung des Görkauer Freundeskreises. Es war mir eine große Freude und Ehre, in den zurückliegenden  Jahren Euer Sprecher zu sein.

Ich habe  großartige Menschen kennen und schätzen gelernt. Zu Ihnen rechne ich auch die Verantwortlichen und Ihre Mitarbeiter in Brand-Erbisdorf und der Stadt Jirkov/Görkau.

Dank auch an die Mitglieder des Hauses Hohenlohe-Langenburg, Gräfin Xandra, ihrem Sohn Graf Sandro und seiner Frau Caroline. Über Grenzen hinweg haben wir gemeinsam gute Arbeit geleistet.

Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute und eine besinnliche Adventszeit.

Bleibt wohlauf !

Euer

Rudolf Jansche                 

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Advent und Weihnachten vor 100 Jahren

Weihnachtsstube

Wenn wir uns das Bild von der Weihnachtsstube im Erzgebirge vor etwa 100 Jahren etwas genauer ansehen, dann werden wir schnell erkennen, wie gut es uns heute geht, aber auch wie weit wir uns vom eigentlichen „Weihnachtsgeheimnis“, vom Geburtsfest des Christkindes entfernt haben.

Was sehen wir?

Eine typische Erzgebirgsstube, die aber auch im Riesengebirge oder im Egerland einer Familie als Wohnraum dienen konnte. Im Zentrum hinten der Kachelofen, davor auf der Ofenbank der Hausvater und die Großmutter am Klöppelsack. Über dem Ofen hängen die winternassen Kleidungsstücke zum Trocknen. Links die Mutter, sie liest  aus der Bibel die Weihnachtsgeschichte vor. In der Mitte zwei Kinder, die auf dem Fußboden mit ihren einfachen Geschenken spielen. Die rechte Seite des Bildes nimmt der Weihnachtsberg ein. Dieser steht, so scheint es, auf einem Nähmaschinentischchen vor einem offenen Regalmöbel.

 

Einen Christbaum hatte man damals wohl noch nicht. Mit dem Weihnachtsberg, den wahrscheinlich der Vater oder schon der Großvater selbst zusammengebaut hat, wird „die Geburt Christi“ in der heimatlichen Landschaft dargestellt. In diesem Fall hat er mindestens 5 Etagen, die mit einem Gartenzaun eingefaßt sind. Die Einzelheiten sind nicht erkennbar. Aber alle diese Weihnachtsberge oder Krippen hatten im Zentrum die Szene der Christ-Geburt von Bethlehem. Hirten und Schafe, ebenso Engel und die Hl. Drei Könige mit ihrem Gefolge, gehörten auf einen Weihnachtsberg.

Oftmals wurde die winterliche Gebirgslandschaft nachgestaltet, was volkstümlich ausgedrückt, das Kommen des Erlösers direkt in die familiäre Heimstatt verdeutlichen sollte.

 

In der Christmette oder  auch zu Hause sang man damals in Nordböhmen das folgende Lied:

Freu dich, Erd und Sternezelt, Halleluja . . .

FreudichErd_Noten

FreudichErd_2-4

Eine besinnliche Adventszeit und ein frohes gesegnetes Weihnachtsfest

wünscht die Redaktion des GFK allen Freunden und Bekannten !

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J. Schmidt, zum 1. Advent 2016

Quellen:

Das Bild stammt aus dem Buch:

"Die Biographie – Anton Günther " von M. Günther u. Lutz Walther, Lößnitz, 2011.

Das Lied steht im Heft: "Mein Gott, welche Freude" Teil 1; St. Benno-Verlag-Leipzig, 1984

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Im November
gedenken wir besonders unserer verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Besondere Gedenktage sind (waren):
1. November: Fest Allerheiligen
2. November: Gedenken Allerseelen
13. November 2016: Volkstrauertag
20. November 2016: Totensonntag

FriedhofGoerkau
Der Görkauer Friedhof mit Blick zum Erzgebirge


Gedenkst2016
Gedenkstein des Görkauer Freundeskreises


Gedenkstein_Gebet_2016
Jung und Alt im Gebet für unsere Verstorbenen


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Ein Kurzbericht über Wanderungen in unserer alten Heimat.

Zwei historische Denkmale im Böhmischen Erzgebirge

von Jürgen Schmidt aus Görkau, 2016

 

Oberhalb von Görkau/Jirkov in einer  Höhe von ca. 850 m des Böhmischen Erzgebirges befinden sich zwei unterschiedliche Denkmäler in unmittelbarer Grenznähe zu Sachsen. Das eine, "der Lauschhübel“ ist ein weltliches, die „Annasäule“ dagegen ein christliches Denkmal. Beide, aus Stein errichtete Zeichen im Gebirge, sind nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Der Lauschhübel ist ein Felsblock, der als Vermessungspunk dient. Er wurde bei der Sächsischen Landesvermessung 1869 als Königlich Sächsischer Triangulierungspunkt errichtet. Er lag damals auf dem Gebiet der Kaiserlichen-Königlichen  Monarchie Österreich-Ungarn in Böhmen und heute in der Tschechischen Republik. Interessanter weise  ist die vor wenigen Jahren angebrachte Wetterfahne mit den Landesfarben von Deutschland und Tschechien verziert. Diesen Aussichtspunkt erreicht man von deutscher Seite am Einfachsten von Rübenau aus. Auf dem Kriegwaldweg führt gegenüber dem Haus Nr. 27 ein schmaler Pfad über die Grenze. Dann erreicht man einen Fahrweg, der ansteigend bis zum Lauschhübel führt. Ein Navi wäre gut, wenn man andere Wege benutzen möchte, weil es leider kaum Hinweisschilder gibt. Im Gipfelbuch kann sich der Wanderer gern verewigen und oben die wunderschöne Aussicht nach Sachsen und Böhmen genießen.


Lauschhuebel

am Lauschhübel

Die Annasäule dagegen bietet kaum einen Rundblick. Sie steht an einer Weggabelung mitten im wieder aufgewachsenen Wald auf dem Höhenrücken des Erzgebirges etwa 3 km südlich von Natschung bei Kallich/Kalek an dem alten Wallfahrtsweg nach Quinau/Kvetnov, unweit des 878 m hohen Steinhübels. Von ihr wird die folgende Begebenheit berichtet: Vor vielen Jahren ging ein Fleischer aus Sachsen mit seinem Hund von Platten nach Kienhaid. Plötzlich brachen aus dem Dickicht 3 Männer hervor, um ihn zu berauben. Nach ihrer Aufforderung, das Geld herauszugeben, warf er seine Brieftasche zur  Erde. Wie sich der eine Räuber danach bücken wollte, sprang ihn der große Hund an und warf ihn zu Boden. Der Fleischer hob nun rasch seinen Knotensack auf und drang auf die anderen Räuber ein. Der eine von ihnen entfloh, den anderen schlug er nieder. Dann ergriff er selbst die Flucht. Wie erstaunte er jedoch, als ihm der Hund seine Geldtasche nachbrachte. Dies geschah am 26. Juli, dem Fest der Hl. Anna (sie war die Mutter der Hl. Maria, die Jesus geboren hat).  Zum Andenken an die glückliche Rettung aus Räuberhand lies der Fleischer im Jahre 1623 diese „Annasäule“ errichten. Die Säule steht heute noch unbeschadet am gleichen Ort. Von diesem Wegzeichen gelangt man in süd-westlicher Richtung zum Forsthaus Neuhaus und den umliegenden Teichen. Gut gekennzeichnete Radwege laden zur Erkundung des Erzgebirges ein. Der alte Kammweg geht etwas westlich an der Annasäule vorbei.



RadanAnnas

Annas._im_Wald
An der Annasäule im böhmischen Erzgebirge oberhalb von Görkau

 

Zwischen diesen beiden Eckpunkten des Erzgebirgswaldes, die meinen Vorfahren aus Heinrichsdorf bei Kallich Heimat und Arbeitsstätte zugleich waren, habe ich per Rad und zu Fuß ein paar wunderschöne Urlaubstage erlebt. Mit unbeschreiblichen Gefühlen durchstreift ein alter Mann zum ersten Mal Landschaft, Wege und Berge, die seine Eltern und Großeltern vor mehr als 70 Jahren fast täglich gegangen sind.

- O Arzgebirg, wie bist du schie! -

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Gedenkstunde in Deutschneudorf/Sachsen

Samstag, den 9. Juli 2016

13.00 Uhr an der „Gedenkstätte 9. Juni 1945“

 

Gedenkst.Deutschneudorf
                                                                                         Eine Information des Heimatkreises Komotau

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Quinauer Wallfahrt 2016

im böhmischen Erzgebirge seit 1342 

Wallfahrtskirche2014

Wallfahrtsgottesdienste

in der Kirche Mariä Heimsuchung Quinau

-      Hl. Messe in deutscher Sprache  -

An den Sonntagen

3., 10. u. 17. Juli 2016 - Beginn jeweils 14.00 Uhr

Anfahrten aus Deutschland: über Marienberg - Reitzenhain - Natschung (Načetin)

Kallich (Kalek) Platten (Blatno) nach Quinau (Květnov)

oder über Komotau (Chomutov) - Platten (Blatno) nach Quinau (Květnov).

Anfahrten über Deutscheinsiedel, Deutschneudorf, Deutschkatharinenberg

oder Rübenau nur für Ortskundige.

Die Marien-Wallfahrtskirche ist an diesen Sonntagen bereits am Vormittag geöffnet.

Es finden ab 8:00 Uhr verschiedene Gottesdienste statt.

 

                              Anfragen an: Pfr. Brünnler, Schmölln Tel.: 034491-582393

                                           oder Hr. J. Schmidt, Radeberg, Tel.: 03528-442711

 

 

B e r i c h t

über die

Wallfahrten nach Quinau /Kvetnov im Juli 2016

 

Seit der friedlichen Revolution in Deutschland und der samtenen in der Tschechischen Republik ist es selbst verständlich geworden, das sich im Juli jeden Jahres deutsche und tschechische Christen, vor allem Katholiken, im sehr alten und idyllisch gelegenen Wallfahrtsort Quinau / Kvetnov im böhmischen Erzgebirge  einfinden. Allerdings geht die Tradition schon auf das Jahr 1342 zurück. An den 3 ersten Sonntagen im Juli 2016, also am 3.; 10. und 17. kamen wieder zahlreiche Gläubige anlässlich des Festes „Mariä Heimsuchung“ zu den Wallfahrtsgottesdiensten, um die Muttergottes zu ehren, ihr zu danken und um ihre Fürsprache bei Gott zu bitten. Das Wetter hier oben in 635 m Höhe ist sehr unterschiedlich in diesen Julitagen; Sonnenschein, Wind und Regen wechseln sich immer wieder ab.

Früh morgens 8:00 Uhr beteten vor allem tschechische Gläubige aus der Umgebung von Görkau/Jirkov und Komotau/Chomutov an der 50 stufigen Rosenkranztreppe den Rosenkranz. Danach fanden 2 Hl. Messen in tschechischer Sprache statt, an denen aber auch wenige deutsche Christen teilnahmen. Diese Gottesdienste werden vom zuständigen Ortspfarreraus Görkau/Jirkov, Miroslav Dvoulety, und anderen Priestern des Bistums Leitmeritz/Litomerice gehalten. An der Orgel begleitet die Organistin der Pfarrei den Gemeindegesang. Es ist sehr erfreulich, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche junge Leute mit Kleinkindern zu diesen Vormittagsgottesdiensten gekommen sind. Das zeigt die immer größer werdende Bekanntheit von Quinau/Kvetnov, aber auch die zunehmende positive Einstellung der tschechischen Bevölkerung zu christlichen Werten. Interesse an diesem alten Wallfahrtsort  hat nun auch die katholische Wochenzeitung „Tag des Herrn“ aus Leipzig gefunden und hat ihren Redakteur, Holger Jacobi, gleich zweimal nach Quinau gesandt. Das deutsche Nachbarbistum Dresden-Meißen erinnert sich somit an alte grenzüberschreitende Traditionen, die bereits nach Mariaschein gepflegt werden, was sehr erfreulich ist.

Nach einer ruhigen Mittagszeit, in der es Gelegenheit zu einem Imbiss, aber auch zu Gesprächen zwischen tschechischen und deutschen Wallfahrern gab, läutete die Wallfahrtsglocke pünktlich um 14:00 Uhr zu den deutschsprachigen Hl. Messen. Herr Engel aus der sächsischen Pfarrei Olbernhau, erledigt das gern und gewissenhaft, ebenso den Dienst mit dem Weihrauchfass an allen 3 Sonntagen. Auch Herr Schmidt, der aus Görkau stammt, war an allen Wallfahrtssonntagen bereit, mit der Gemeinde den Rosenkranz zu beten und andere Altardienste zu verrichten. Am 3. 7., einen Tag nach dem Patronatsfest, kamen etwa 60 deutsche Wallfahrer. Ebenso viele  am 3. Sonntag. Den Höhepunkt bildete in diesem Jahr der 2. Wallfahrtssonntag mit über 100 deutschen Gläubigen am Nachmittag. Das ist damit begründet, weil am  Samstag, den 9. Juli, die Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte für die Opfer des Komotauer Todesmarsches stattfand und besonders die Teilnehmer aus den alten Bundesländern und der Heimatkreis-Vorstand dazu gekommen waren. Die weiten Wege und das Alter der Vertriebenen erlauben es kaum, mehrmals im Jahr an den Quinauer Wallfahrten teilzunehmen  Die deutschen Priester für die Nachmittagsgottesdienste bildeten auch 2016 wieder eine zuverlässige Gemeinschaft. In den Vorbereitungsbesprechungen wurden der Ablauf der Hl. Messen, besonders die Gesänge und die einzelnen Dienste und die Zelebranten festgelegt. So kamen am ersten Sonntag Pfr. Heinrich Bohaboj, Kaplan Markus Ruhs und Diakon Neumann zusammen mit einem polnischen Neupriester, der zum Schluss der Hl. Messe den Gläubigen noch seinen Primizsegen spendete.

Am zweiten Sonntag zelebrierte Pfr. Karl Brünnler zusammen mit Pfr. Winfried Runge, dessen Vorfahren aus Uhrissen/Orasin stammen, die Hl. Messe.

Den 3. Sonntag feierten Kaplan Ruhs aus Chemnitz und zwei polnische Neupriester, die im Bistum Dresden-Meißen ihren Dienst tun, zusammen mit Diakon Neumann aus Flöha die Hl. Messe mit den Gläubigen. Der neue tschechische Organist aus Komotau/Chomutov, Herr Mareček, begleitete in allen drei deutschen Wallfahrtsgottesdiensten die Gläubigen beim Gesang der alten Lieder aus dem speziellen neuen Quinauer – Liederheft. Nicht vergessen sind die zuständigen tschechischen Ortspfarrer, M. Dvoulety und A. Heger, die abwechselnd auch an den deutschen Gottesdiensten teilnahmen. Ihnen gilt ein besonderer Dank dafür, dass sie den deutschen Gläubigen, besonders den Vertriebenen, stets großzügige Gastfreundschaft und Hilfe in Quinau  gewähren. Auch mehrere Gemeindeglieder aus Görkau/ Jirkov zusammen mit der Pastoralassistentin sorgten Sonntag für Sonntag viele Stunden lang liebevoll für das leibliche Wohl auch der deutschen Wallfahrer. Ihnen allen herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott!“

Wir hoffen und wünschen, dass im kommenden Jahr 2017 noch mehr Wallfahrer den alten Gnadenort Quinau im böhmischen Erzgebirge besuchen werden. Dann wird hier bereits 675 Jahre lang die Muttergottes von Quinau verehrt, die auch als Königin des Erzgebirges bezeichnet wird.

Jürgen Schmidt, 20. Juli 2016

 

 

 

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20. Treffens des Görkauer Freundeskreises

im Ahorn-Hotel Oberwiesenthal

vom 26. bis 29. Mai 2016

und zur Information an alle Landsleute und Freunde, die sich für den GFK interessieren.

Es waren schöne Tage des Zusammenseins,

besonders auch in unserer alten unvergessenen Heimatstadt Görkau und in Rothenhaus!


Ahornhotel am Fichtelberg in Oberwiesenthal

Ablauf des 20. GFK-Treffens – Kurzbericht

 26. Mai 2016; 14:00 Uhr: Eintreffen der ersten Gäste im Ahorn-Hotel Oberwiesenthal

16:00 Uhr: Kaffeetrinken in der Hotelhalle und Kurzberatung des aktiven Teams

18:00 Uhr: Abendessen

19:00 Uhr: Begrüßungsabend im Saal „Zechengrund“; dabei mußte mitgeteilt werden, daß unser Sprecher Prof. R. Jansche leider plötzlich erkrankt ist und am Treffen bedauerlicherweise  nicht  teilnehmen kann. Seine vorbereiteten Reden für die nächsten Tage und Anlässe wurden auf die angereisten Mitglieder des aktiven Teams verteilt. Es gab auch erste Gespräche über die künftige Arbeit und die Treffen des GFK.

 

27. Mai 2016: nach dem gemeinsamen Frühstück stand dieser Tag allen Freundeskreismitgliedern und Gästen zur freien Verfügung. Einige machten Ausflüge oder Wanderungen in die nähere Umgebung (Fichtelberg, Keilberg, Oberwiesenthal, Gottesgab); andere fuhren mit dem Auto nach Görkau und Rothenhaus, oder in andere Heimatorte, um dort Zeit für ein paar besinnliche Stunden zu haben.

19:30 Uhr: Vortrag mit Lichtbildern und alten Postkartenansichten von Thomas Lang, dem Wanderführer im Böhmischen Erzgebirge, der auch die Internetseite des GFK als Webmaster betreut. Dabei wurden vielfältige Erinnerungen wach. Mehrere Anwesende erkannten ihre alten Heimatorte und sogar ihr Elternhaus oder andere öffentliche Gebäude aus der Kindheit wieder. Auch dem Vortragenden wurden seine Aussagen und die gezeigten Objekte durch unsere Zeitzeugen mehrfach bestätigt. Mit einer lustigen Singerunde, begleitet durch unseren Mundharmonikaspieler Manfred Matz (86 Jahre), klang der „freie Tag“ aus.

 28. Mai 2016: nach dem Frühstück gemeinsame Busfahrt über die Höhenstraße des Böhmischen Erzgebirges, über Kupferberg und Sonnenberg hinab nach Komotau und zu unserem Tagesziel: Görkau, unserer alten Heimatstadt.

10:00 Uhr: traditionelle Andacht in der Dekanalkirche St. Aegidius; gestaltet mit dem Ortspfarrer M. Dvoulety, Familie Thomas, Jürgen Schmidt und der tschechischen Organistin.

Noch vor Beginn brachte Graf Sandro (Nachfahre derer von Hohenlohe-Langenburg auf Schloß Rothenhaus) in der Rothenhauser-Kapelle der Kirche einen Kranz zum Gedenken an seine Vorfahren an.

Nach der Andacht erklärte Jürgen Schmidt den Anwesenden GFK Mitgliedern, Vertretern der Partnergemeinde Brand-Erbisdorf und der Stadt Görkau/Jirkov das restaurierte Wandbild „Das Beweinen Christi“ an der Ostseite der Stadtkirche.

Anschließend fand auf dem Friedhof eine Kranzniederlegung mit Ansprachen der bereits genannten Gruppen und der deutschen und tschechischen Soldaten statt. Ein Totengedenken mit Gebet und Entzünden eines Grablichtes am Gedenkstein des GFK beendete diese, für die anwesenden ehemaligen Görkauer Bürger wichtige Stunde.

Der Autobus brachte uns alle nun zum Schloß Rothenhaus. Dort gab es eine besondere Überraschung. Im Innenhof war an diesem Samstagmorgen das Modell des Schlosses in 1:25 aufgebaut worden. Eine wunderbare und präzise Arbeit der Modellbauer des „Klein-Erzgebirge“ der sächsischen Stadt Oederan, die uns dort erwartete. Mit besonderen Lobesworten und böhmischem Bier wurde dieses Modell „eingeweiht“ und für das Aufstellen im sächsischen Oederan freigegeben. Erfreulich und auch sinngebend übernahm Graf Sandro die Patenschaft für dieses (sein kleines) Schloß.

GFKGruppe2016

Das sollte aber noch nicht alles an Überraschungen sein. Nach dem Mittagessen im Schloßrestaurant wurde der GFK auch zu Eröffnung einer kleinen Brücke gebeten, die die Insel im Schloßteich mit dem Ufer verbindet. Mit Salutschüssen und mit dem Durchschneiden eines roten Bandes durch prominente Vertreter von Stadt und ehemaligen Eigentümern wurden Brücke und Insel wieder den Besuchern freigegeben. Das anschließende Konzert im Festsaal des Rothenhauser Schlosses war ein weiterer Höhepunkt des 20. Treffens des Görkauer Freundeskreises. Wie bereits bei vergangenen Treffen, so wurde dieses Konzert mit verschiedenen Darbietungen, Gesang, Klavier, Bläsergruppen von der Görkauer Musikschule organisiert und dargeboten. Reichlicher Beifall der Zuhörer war ein Zeichen für diese gelungene Veranstaltung.

Das Fernsehen des mdr war zugegen und hielt die wichtigsten Begebenheiten des gesamten Tages fest, um diese am Abend in der Sendung Sachsenspiegel zu senden.

Ein kurzes Video des mdr-Sachsenspiegel vom 28.5.2016 finden die Freunde des GFK unter:

https://www-user.tu-chemnitz.de/~tla/Goerkau/MDR20160528.mp4

Der Abend klang nach der Busfahrt zum Hotel und dem reichhaltigen Abendessen mit wehmütigen Abschiedsreden und Gesprächen im „Zechengrund“ aus. Ein paar ganz tapfere Heimatfreunde und Freundinnen hielten mit lustigen und besinnlichem „Singsang“ bis Mitternacht aus. Wer weiß wann wir uns wiedersehen?

 

29. Mai 2016: Abschied und Heimfahrt in unserer neuen Heimatorte, verstreut in ganz Deutschland. Den Ältesten tat es am meisten weh.

Fazit:   Wir hatten wunderschöne gemeinsame Tage. Herzlich gedankt sei allen Teilnehmern und besonders denen, die dieses alles ermöglicht haben. Es geht weiter mit unserer Arbeit im GFK!

Wir bleiben in Verbindung durch unsere Zeitschriften (Franz Löschner und Gerhard Triebe) durch Telefon und Briefwechsel; durch unsere Internetseite www.goerkau.de , die Jürgen Schmidt und Thomas Lang gestalten und die besonders für die Jüngeren bzw. „Nachgeborenen“ gedacht und wichtig ist. Auch Ute Müller, als Heimatortsbetreuerin von Görkau, wird wie bisher, auch künftig ihre wichtige Arbeit mit der Betreuung der früheren Einwohner und dem Kontakt zur Komotauer Zeitung im GFK weiterführen. Die Verbindungen zur Stadt Görkau/Jirkov, zur Partnerstadt Brand-Erbisdorf und zu den Soldaten, die die Pflege des Gedenksteines übernehmen, hält Hauptmann a.D., Thomas Mielenz, und als treuer und besonnener Ratgeber wird unser bisheriger Sprecher, Prof. Rudolf Jansche, den Görkauer Freundeskreis weiterhin begleiten.

Wann und wo es ein nächstes Treffen der Alten oder der Jungen geben wird, ist gegenwärtig etwas unbestimmt, aber keinesfalls ausgeschlossen – die Zeit wird es bringen.  

Ein Rückblick  von Jürgen Schmidt am 4. Juni 2016

Fotos von Michael Thomas, Ute Müller, Thomas Lang u. Olly Schmidt

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Beitrag unter Aktuelles zur Zeit vor Ostern 2016

Die Tempis-Kapelle

    (von I. Mann in der Erzgebirgs-Zeitung, 1882, S. 15.)

Über die Entstehung der Tempiskapelle am oberen Wege von Komotau nach Görkau erzählt die Sage folgendes:

In Rothenhaus war Herr Tempis Kastellan (Schloßverwalter), der seine Arbeitsleute und Herrschaftsangehörige sehr hart und grausam behandelte. Einmal kehrte er auf seinem Rosse von Komotau nach Hause zurück. Es war eine finstere, rabenschwarze Nacht, und dazu hatte er noch etwas zu viel von geistigen Getränken genossen. Anfangs ging sein Ross ganz gut, dann aber sauste es im rasenden Galopp dahin. In der Ferne bemerkte Herr Tempis ein Licht und glaubte schon bei Rothenhaus zu sein. Da auf einmal fing sein Pferd an zu sinken, und je weiter er ritt, desto tiefer sank es ein. Trotz aller seiner und seines Pferdes Anstrengung gelang es nicht, aus diesem Moraste herauszukommen. Herr Tempis sah schon seine letzte Stunde gekommen, da eine Rettung hier nicht möglich war. In diesem qualvollen und entsetzlichen Augenblicke tat er das Gelübde, im Falle er gerettet werde, eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes an dieser Stelle zu erbauen. Er trieb jetzt sein Pferd noch einmal an. Dieses bot seine letzten Kräfte auf und siehe, Ross und Reiter waren gerettet. Herr Tempis erfüllte nun auch gewissenhaft sein Gelübde.

Tempiskapelle

Farbdia von Siegfried Hennrich, aufgenommen im Winter 1938

Tempiskapelle_sw

Ergänzung aus dem Nordböhmischen Touristenführer, Dr. F. Hantschels (1926):

In der Mitte des Weges (von Komotau nach Görkau) steht, von zwei prächtigen Linden beschattet, die der Sage nach um 1604 vom Rothenhauser Kastellan Tempis ex voto erbaute Tempis-Kapelle. Sie wurde 1893 renoviert und mit einem Marienbilde (vom Falkenauer Maler Anton Würschnitzer) sowie mit einem kunstvollen Eisengitter (vom Görkauer Meister Albert Weinberger) ausgestattet.

Diese alte Kapelle zu Ehren der Gottesmutter Maria stand einst am alten Weg von Komotau nach Görkau.
Sie wurde wegen des Baues der neuen Schnellstraße im Jahre 1976 leider abgerissen.

Dieser kurze Beitrag und die alten Fotos sollen die Erinnerung an diese Sage und an die alte Kapelle wach halten.

                                                                                                                                                             Bearbeitet von Jürgen Schmidt, Febr./ März 2016

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Beitrag unter Aktuelles zur Faschingszeit 2016

Fasching in Görkau 1588

 Die nachstehende Geschichte ist ein etwas anderer Bericht zur Faschingszeit. Sie soll zeigen, daß die Menschen in der 5. Jahreszeit wohl fröhlich sein sollen. Es gibt aber gewisse Tabus, wie z.B. die Totenruhe, die auch im Fasching nicht gebrochen werden dürfen. Der Görkauer Maskenzug fand nach den verhängnisvollen Ereignissen von 1588 nie mehr in der geschilderten Form statt. Er wurde zum erstenmal nach langer Zeit wieder im Jahre 1939 durchgeführt. Im Oktober 1938 war der Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Im September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Zufall oder bößes Omen?

Der Görkauer Maskenzug

 

Maskenzuggemälde

Der Görkauer Maskenzug, Oelgemälde von Karl Heinz Wagner

Am Faschingsdienstag des Jahres 1588 ging es in der Stadt Görkau überaus fröhlich zu. Die Schuljugend machte mit Schreien und Peitschen einen Spektakel, daß die Häuser in den Gassen wackelten.

Der Hochzeitsplampatsch (Spaßmacher) ritt auf einem Grauschimmel und trank wacker aus allen Gläsern, die man ihm darbot. Auf dem Kopf trug er eine Narrenkappe mit einer klingenden Schelle und überdies zwei Maskengesichter, von denen das vordere lachte und das hintere weinte. Auch die Salzmäste (Taufpatin der Braut) warf nach allen Seiten Pfeffernüsse aus. Bald auch kamen die beiden Herolde hoch zu Roß, bliesen auf ihren Trompeten, und der vielerwartete Hochzeitsschlittenzug setzte sich in Bewegung. Den Vorreitern und Stadtpfeifern folgten die Brautleute mit dem Bild der heiligen Jungfrau Maria; darauf der Brautführer und die Kranzljungfern, neben ihnen der heilige Nikolaus mit zwei Teufeln an der Kette.

Es ging in tollem Jagen die Kreuz und Quere durch die Stadt, bis der Zug bei der Kirche ein wenig stockte. Da blies der Hanswurst - Plampatsch auf seiner Trompete und rief in trunkenem Frevelmute zum Friedhof hinein: "Auf, auf ! Ihr Faulpelze! Heraus aus euren Nestern! Heut' ist Fasching! In der Stadt gibt es noch Besen genug! Die nehmt zwischen die Beine und reitet mit! Halloh! Vorwärts!" Gelächter der Umstehenden folgte, und der Trunkenbold stürzte vom Pferde. Der Zug aber fuhr weiter bis nach Komotau, obwohl der Sturmwind unterwegs das Brautpaar und viele Gäste in den Schnee geworfen hatte. In Komotau trank man Glühwein und die Stimmung wuchs weiter.

Allein als man aus Komotau hinaus, zurück nach Görkau zog, hatte sich zu den drei Vorreitern noch ein vierter gesellt, einer aus Komotau, wie man meinte. Doch seine Tracht war seltsam. Kohlschwarz vom Kopf bis zu den Sporen, schwenkte er sein schwarzes Banner mit dem Totenkopf. An seiner Schulter hing das schwarze Schild des Sensenmannes. Vielen war es unheimlich zu Mute, wenn er links und rechts an der Schlittenreihe entlang sprengte und gewissermaßen die Hochzeitsgäste zählte. Als es aber finster wurde, da sprühten sogar aus seiner Fahnenstange Funken, die dampften und wie Leichenfackeln rochen. So ging es fort, bis man wieder in Görkau am Friedhof ankam. Da öffnete der Schwarze sein Visier und rief: "Nun komm mit mir, wir zwei voran, die anderen kommen nach."-   "Jesus, Maria!" schrie der Plampatsch, als er den fleischlosen Totenschädel erblickte. Jener aber rief mit laut schallender Stimme: "Heut war ich euer Gast, zum künftigen Fasching seid Ihr meine Gäste!" Sprachs und verschwand in der Nacht.

Auf dem Tanzboden fand sich allmählich die alte Fröhlichkeit wieder ein. Als man aber tags darauf nach altem Brauch den Fasching begraben wollte, da erscholl das Totenglöckchen, und man erfuhr, daß der Plampatsch todkrank darniederliege. Drei Tage später lag er auf dem Friedhof bei den Toten, die er zur Maskenhochzeit eingeladen hatte. Ihm folgte zuerst die Braut, eine Kranzljungfer, dann ein Vorreiter, der Brautführer und der Bräutigam. Es folgte kein Tag, an dem das Glöckchen nicht erklang und ein Leichenzug folgte dem anderen. So dauerte es ein volles Jahr  und nicht weniger als 450 Personen erlagen der schrecklichen Seuche.

Am Faschingssonntag rief der Pfarrer dem unglücklichen Volke von der Kanzel zu: "Ihr sollt ausziehen, aber nicht in Larven und Maskeraden, sondern in Buß- und Trauerkleidern!" Und so geschah es. Am Faschingsdienstag zogen alle in Trauerkleidern und schwarzen Kleidern durch die Stadt zum Friedhof hin. Und dort erscholl ein lautes Wehgeschrei. In der Kirche las der Pfarrer das Totenamt und vom Chor erlang der Gesang des "Dies irae", wie am Allerseelentage üblich. Von Stund an erkrankte niemand mehr. Wer schon krank war fand Genesung. Acht Sonntage später war die Pestilenz erloschen und der Pfarrer konnte die Pestilenzpredigt halten. Die Erinnerung an jene schreckliche Zeit lag den Görkauern noch lange in den Gliedern und sie haben durch so manche Jahr  keine Hochzeitsmaskeraden am Faschingsdienstag mehr gehalten.

Maskenzug2_kop.

Alte Zeichnung vom "Verhängnisvollen Maskenzug"

 

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leicht korrigiert von J. Schmidt, GFK, Januar 2016

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