S i l v e s t e r 20 20
Der Görkauer Freundeskreis wünscht allen
Heimatleuten und den Lesern dieser Zeilen einen angenehmen
Silvesterabend und einen guten Rutsch ins Neue Jahr mit Frieden,
Gesundheit und Gottes Segen.
Quellen:
Schott-Meßbuch Internet;
Goldmann-Lexikon 1998)
Allen Görkauer Heimatfreunden und den Lesern dieser Internetseiten wünscht der Görkauer Freundeskreis ein zufriedenes und gesundes Weihnachtsfest !
Weihnachtsbrief des Görkauer Freundeskreises 2020
Liebe Görkauer, liebe
„ Jerker“, liebe
Heimatfreunde !
Es ist nun schon das vierte Jahr vergangen, ohne dass wir, der Görkauer
Freundeskreis, uns irgendwo treffen konnten. Dazu ist auch das Jahr
2020 besonders schwierig und ungünstig für jegliche Treffen oder
Veranstaltungen in größerer Runde.
Wir wollen aber nicht verzagen. In den vielen Jahren, die wir erlebt
haben, gab es manches, was noch schlimmer war als diese
Corona-Pandemie. Ja, es ist für die meisten von uns 75 Jahre her,
dass wir unsere geliebte Heimat, unser Jerke und die umliegenden
Dörfer verlassen mußten. Wer als Kind in die Fremde mußte,
hat es nicht so schlimm im Bewusstsein, als vielmehr unsere Eltern
und Großeltern. Aber auch die damals Jugendlichen leiden noch heute
an diesem Schicksal. Es gibt vermutlich auch unterschiedliche
Empfindungen bei uns Vertriebenen. So haben nach Westdeutschland
vertriebene Heimatleute dort oftmals andere Aufnahme und „neue
Heimat“ gefunden, als diejenigen, die in die „Sowjetische
Besatzungszone“ (SBZ) und spätere DDR ausgewiesen wurden. Verbände
mit Brauchtumspflege und Heimatkultur konnten in den westlichen
Besatzungsgebieten bald nach Kriegsende die Vertriebenen
zusammenhalten.
Viele Familien besuchten
jährlich
mit organisierten Busreisen den Sudetendeutschen Tag in Nürnberg,
der immer ein Höhepunkt für sie war. Dagegen durften die „Umsiedler“
in der DDR nicht einmal öffentlich sagen, dass sie vertrieben worden
sind. Erst
nach 1990 war es erlaubt,
landsmannschaftliche Vereinigungen zu gründen und Zusammenkünfte zu
organisieren. Die Wiedervereinigung Deutschlands vor 30 Jahren
eröffneten ungeahnte Möglichkeiten. Zu dieser Zeit waren bei den
Vertriebenen in der DDR schon sehr viele Erinnerungen an die alte
Heimat verblaßt. Die Generation der Großeltern und Eltern war zum
großen Teil bereits verstorben. Die einstigen Kinder und
Jugendlichen hatten bei der Wiedervereinigung bereits das Alter von
50, 60 oder gar schon 70 Jahren erreicht. Wer von seinen Eltern oder
Großeltern bis dahin nichts über das Leben in der Heimat erzählt
bekam und sich aus eigenem Interesse nicht dafür interessierte,
wurde auch in den neuen Heimatgruppen der „Neuen Bundeländer“ nicht
heimisch.
Die Gründung des Görkauer Freundeskreise 1992 bzw. 1997 war ein
Glücksfall für viele Görkauer und Landsleute aus den umliegenden
Ortschaften. Die zahlreichen Treffen und Veranstaltungen haben
vielen von uns die Heimat wieder näher gebracht. Die „Ältesten“
unter uns konnten den Jüngeren vieles berichten, was vergessen war.
Alte Bekanntschaften aus Kinderzeiten wurden zu neuen Freundschaften
im Alter. Viele nahmen recht weite Wege auf sich, um mit Auto oder
mit der Eisenbahn nach Oberwiesenthal oder in die anderen
Treffpunkte zu gelangen. Die Höhepunkte dabei waren natürlich die
Busfahrten nach Görkau und Rothenhaus mit den Besichtigungen in der
Stadt und im Schloß. Auch die Andachten in der Stadtkirche und auf
dem Friedhof waren schöne und wichtige Erlebnisse. Wenn wir nun
Abstriche machen müssen, wenn wir uns kaum noch treffen können oder
unser geliebtes Jerke nur noch einzeln und privat besuchen dürfen,
so verbindet uns der Görkauer Freundeskreis immer noch.
Im nun zu Ende gehenden Jahr
konnte wegen der Corona - Pandemie und wegen der Grenzschließung der
Gedenkstein in Görkau leider nicht gepflegt werden. Auch in Quinau
war nur am Nachmittag des 12. Juli eine kurzfristig angesetzte Hl.
Messe möglich. Andere Einschränkungen haben wir überall erdulden
müssen. Hauptsache wir bleiben, soweit es geht, gesund.
Dieser Brief soll allen, die noch in unserer Kartei verzeichnet sind, die
schönen Erinnerungen ins Gedächtnis zurückrufen.
Einen besonderen Beitrag über den historischen Görkauer Marktplatz haben
wir zusätzlich beigefügt. Besonders die Älteren unter uns werden
sich gern in diese Zeilen vertiefen und den Beitrag auch mehrmals
lesen.
Aufgeschrieben wurde der Bericht von einem „Nachgeborenen“ aus Görkau, von
Klaus Reinelt, dessen Vater am Marktplatz wohnte. Wichtige
Einzelheiten und Erlebnisse fügte Wilhelm Ihl, einer der ältesten
des GFK, bei.
Dieser Artikel wurde bereits auf der Internetseite des GFK veröffentlicht.
Dort befinden sich auch weitere Beiträge und sehr viele Fotos und
Postkarten von unserer Heimat Görkau und der Umgebung. Wir empfehlen
allen Heimatleuten, die keinen eigenen Computer haben, dass die
Kinder oder Enkel etwas Zeit aufwenden und auf einem größeren
Bildschirm (also nicht nur auf dem Smartphon) unsere vielen und
mühsam erstellen Beiträge aufrufen und vielleicht auch vorlesen.
Hinweis: Der direkte Zugang ist im
Internet-Explorer ganz oben in der
Adresszeile oder URL Zeile:
www.goerkau.de .
Wenn man in „Google“
sucht, so findet man nur einzelne Teile unserer Internetseite.
Hinweisen möchten wir auch auf die Komotauer Heimatzeitung. Wahrscheinlich
haben oder lesen sie noch nicht alle Görkauer Heimatfreunde. Dort
wird ebenso Vieles aus der Vergangenheit und Gegenwart berichtet.
Wer also keinen Computer hat, sollte die Komotauer Heimatzeitung
beim Preußler Verlag in Nürnberg bestellen.
Wir hoffen und wünschen, dass dieser Brief mit der Beilage ein kleines
Weihnachtsgeschenk für alle Heimatfreunde ist.
Ebenso wünschen wir allen Freunden eine ruhige, friedvolle
Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Dazu kommen noch die
besten Wünsche für Gesundheit und Wohlergehen für das kommende Jahr
2021.
Mit heimatlichen Grüßen
Hinweis:
Dieser Weihnachtsbrief wurde zum 1. Adventsonntag 2020
an alle bekannten Heimatleute des Görkauer Freundeskreises per Briefpost (ca. 90 x) verschickt.
Darin befindet sich als Anlage auch der Beitrag von Klaus Reinelt und Wilhelm Ihl
über den historischen Marktplatz von Görkau.
Titelzeichnung und Gedicht aus dem Buchkalender Erzgebirge
Saazerland 2020,
Preußler Verlag Nünberg
Am 29. September 2020 wurde der 28600ste Besucher bei www.goerkau gezählt !
***
An dieser Stelle und zum Datum 3. Oktober ist es wohl auch auf einer Heimatseite erlaubt, etwas zu politisieren.
Wir Deutschen begehen am 3. Oktober 2020 den 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands. Es sollte für alle Menschen im Westen wie im Osten eine Tag zum Feiern sein. Diese 30 Jahre sind dem Gefühl nach sehr schnell vergangen. Es hat sich aber auch Vieles ereignet im Leben jedes Einzelnen.
Keiner kann sagen, es habe sich nicht geändert. Die größten Veränderungen gab es natürlich in der damaligen DDR, der Deutschen Demokratischen Republik, die nach der SBZ (Sowjetisch besetzten Zone Deutschlands) am 7. Oktober 1949 gegründet worden war.
Mehr als 40 Jahre war Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt und nun sind wir bereit 30 Jahre lang wieder vereint.
Die Generation der "Kriegskinder", der die meisten Mitglieder des Görkauer Freundeskreises angehören, haben auch das vorherige Deutschland, das Dritte Reich, das Deutsche Reich Hitlers, miterlebt.
Durch die Vertreibung aus unserer "Heimat - dem Sudetenland - das damals auch zum Deutschen Reich gehörte, hat unsere Generation mehrere große Schicksalsschläge miterlebt.
Das erfreulichste Ereignis war aber die Wiedervereinigung Deutschlands.
Vielfache große Möglichkeiten taten sich besonders für uns "Ostdeutsche" auf. Wir konnten plötzlich das andere Deutschland erkunden, ja, die ganze Welt bereisen. Wir bekamen gutes Geld. Viele fanden eine neue Arbeit; manche konnten Politik mitgestalten. Sehr viele junge Leute gingen nach Westdeutschland um dort zu arbeiten. Tausende wurden aber auch arbeitslos, weil die DDR- Großbetriebe geschlossen wurden.
Wichtig war für die Vertriebenen, dass sie sich zu ihrer Vertreibung aus den weiter östlich gelegenen ehemaligen deutschen Gebieten bekennen durften und Vereinigungen gründen konnten. So entstanden nicht nur Gruppen der verschiedenen Landsmannschaften, sondern auch lose Vereinigungen, wie unser Görkauer Freundeskreis. Bereits 1992 traf sich eine Gruppe Görkauer Bürgerschulabsolventen, die in ganz Deutschland verstreut lebten, also im Westen und im Osten. Daraus entstand dann der Görkauer Freundeskreis, der bis heute, wenn auch etwas geschrumpft, lebt. Auch andere Vertriebene, beispielsweise aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und Ungarn durften sich seit 1990 in Vereinen treffen und ihre Schicksale untereinander austauschen.
Nun - es gibt auch Dinge im vereinten Deutschland, die - Gott seí's geklagt - auch nach 30 Jahren nicht gerecht geregelt sind.
Da sind nicht nur die Löhne und Gehälter, die Arbeitsbedingungen und das Lebensniveau zu nennen, auch die "brüderliche " Vereinigung, wie diese in den ersten Monaten nach dem Mauerfall zu erleben war, ist leider größtenteils im Allgemeinen ausgeblieben.
Wahrscheinlich haben die ersten 30 Jahre noch nicht ausgereicht und es wird eine weitere Generation von Menschen heranwachsen müssen, um die Deutschen wieder als ein Volk zu erleben.
Die Sehnsucht nach einem geeinten Deutschland ist aber schon viel älter. Hoffmann von Fallersleben verfaßte 1841 bereits das "Lied der Deutschen", welches heute, mit einer Melodie von Joseph Haydn, unsere Nationalhymne ist. In der dritten Strophe heißt es:
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche
Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz
und Hand!
Aber auch die DDR-Führung wollte zunächst die Einheit Deutschland wieder erreichen. In der Hymne der DDR (Text Johannes R. Becher) stand:
Auferstanden aus Ruinen
und der Zukunft zugewandt,
lass uns Dir zum Guten dienen,
Deutschland einig Vaterland.
Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm
Vaterland.
Leider durfte dieser Text ab 1972 nicht mehr öffentlich gesungen werden. Bis 1990 erklang nur noch die Orchesterfassung von Hanns Eislers Melodie als Nationalhymne.
Soweit ein paar Gedanken aus der Sicht eines "Ostdeutschen" zum Tag der Deutschen Einheit am 3.10.2020.
Jürgen Schmidt, Redaktion des GFK
Der Herbst ist nicht mehr weit
Auch der September ist ein Erntemonat. Da geht es weniger um Getreide. Im September sind die Früchte der Bäume und der Erde zu ernten. Das Obst: Pflaumen, Birnen, Äpfel - Rüben und später die Kartoffeln. Das alles wurde am Südhang des Erzgebirges, in der Umgebung von Görkau geerntet Dazu kam an manchen Stellen auch Wein und die veredelten Vogelbeeren. Am 1. September begann auch die Schule mit dem Unterricht. Die Volksschulen, die Bürgerschule und die verschiedenen Berufsschulen füllten sich mit Schülern. Die Ferien waren vorüber. Für manche Kinder bedeutete das wieder täglich einen langen Fußmarsch zu absolvieren. Es gab auch damals, in unserer Judendzeit vor 1945, nicht in jedem Dorf eine Volksschule und die Bürgerschule war eben in Görkau, wenn man diese besuchen wollte.
Der eigentliche Herbstbeginn war und ist aber der 22. oder 23. September. Die Tag- und Nachtgleiche. An diesem Tag gibt es gleichviel Stunden und Minuten Tagzeit wie Nachtzeit. Weil nun das Jahr nicht genau 365 Tage hat, sondern 5 Stunden und 49 Minuten mehr, darum git es diese kleine Verschiebung in manchen Jahren.
Heute sind diese Grundkenntnisse den Kindern und Jugendlichen nicht so geläufig, weil das Leben in und mit der Natur weniger geworden ist. Auch durch die Umstellung der Uhren auf Sommer- und Winterzeit kommt diese Regel zu Beginn der dritten Jahreszeit durcheinander. Da endet die Sommerzeit in Jahr 2020 eben erst am 25. Oktober. Und die Meteorologen beginnen den Herbst schon am 1. September. Wer soll sich da noch zurecht finden?
Alle Veranstaltungen unterliegen den
gegenwärtigen und künftigen Notverordnungen bezüglich Corona-Pandemie
in Deutschland und in der
Tschechischen Republik
Mai:
Pflege des Gedenksteins und Totengedenken auf dem Friedhof in Görkau/Jirkov
(geplanter Termin war Mittwoch, 13. Mai - die vorgesehenen Arbeiten wurden
auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben!)
71. Sudetendeutscher Tag
. Als Ersatz ist geplant, in diesem Jahr einen kleiner "Sudetendeutscher Tag" vom 20. bis 22. November 2020 in München
zu veranstalten.
Der nächste offizielle Sudetendeutsche Tag wird erst wieder zu Pfingsten 2021 sein.
Juni:
Am 9. Juni fand ein kleines Gedenken an der Gedenkstätte statt, welches in würdiger Form
von der Gemeindevertretung Deutschneudorf durchgeführt wurde.
Den Veranstaltern sei auch im Namen des Görkauer Freundeskreises dafür herzlich gedankt.
zum Gedenken des 75. jahrestages des Komotauer Todesmarsches.Der Mitschnitt kann auf der Komotauer Internetseite
www.komotau.de - Andacht zum Gedenken an den Todesmarsch
Juli:
11. Juli 2020 - Samstag:
Gedenkstunde in Deutschneudorf an der “Gedenkstätte 9. Juni 1945“ - 13:oo Uhr
Die Veranstaltung wurde durch die Gemeindeverwaltung von Deutschneudorf vorsorglich storniert;
wie auch alle anderen öffentlichen Zusammenkünfte im Ort.
Nach Abstimmung mit dem zuständigen kath. Pfarramt in Chomutov/Komotau
und Jirkov/Görkau war es möglich, am 12. Juli; 14:00 Uhr einen Wallfahrtsgottesdienst
in deutscher Sprache zu feiern.
An dieser Hl. Messe nahmen besonders die Wallfahrer aus den grenznahen
sächsischen Pfarreien teil, weil diese kurzfristig eine Anreise ermöglichen
können.
Ein Kurzbeitrag zu Quinau 2020 steht unter "Rückblicke 2020" und wird auch in der Komotauer Zeitung erscheinen.
August: 28. bis 30. 8. 2020 Quinauer Musikfesttage
Erntemonat - Ernting - Ferienzeit
Augustgedanken
Der heiße Monat August war daheim die schönste Zeit des hohen Sommers. Wir freuten uns das ganze Jahr auf diese 31 Tage im Ernting, auch Ährenmonat, Ernet, Erntemonat oderAugst genannt, und genossen als Kinder und Jugendliche die Ferien in vollen Zügen. Der schönste Besitz war damals eine Saisonkarte für den Alaunsee, denn in diesem sauberen, erfrischenden Wasser zu schwimmen, vom Sprungbrett zu springen, oder mit Paddel- und Ruderboten zu kreuzen, bedeutete für alle Komotauer und Görkauer ein uneingeschränktes Wohlgefühl. Wenn man auf den Sonnenbrettern röstete oder auf der Uferwiese mit geschlossenen Augen lag, es ringsum nach Nivea-Creme roch, die vielen frohen Stimmen zu einem Meer von Gemurmel wurden, dann fühlten wir uns friedvoll geborgen unter dem Sommerhimmel, der nur in Komotau so blau war. (soweit ein Auszug aus einem Beitrag von Walter Kult in der Komotauer Zeitung, August/September 2020)
Ein anderes Ferienerlebnis wird in gleicher Zeitschrift aus dem Jahre 1937 beschrieben. Darin geht es um den Schafteich im Erzgebirgswald nördlich von Rothenhaus. Der Erzähler "Ly" schreibt aus der Erinnerung wie er seine geplante Radtour nach Österreich und Italien zugunsten einer Stelle als Bademeister am Schafteich zurückstellte. Kurz vor der Abreise bekam er vom Görkauer Bürgermeister dieses besondere Angebot. Als Beauftragter der Stadt Görkau verbrachte er im genannten Sommer dort oben in 550 m Höhe die schönsten, naturverbundenen Ferien seiner Schulzeit. Er schreibt zum Schluß: "Ich möchte heute noch denen danken, die mir unbewußt diese Tage schenkten, an denen ich die Heimat so tiefinnerlich erleben durfte".
Der Schafteich (Ovci rybnik) liegt heute fernab von Straßen im Gebirgswald südlich von Göttersdorf. Die ehemalige Straße von Rothenaus ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Ob es möglich ist, mit dem Auto auf halben Wege zwischen Hannersdorf und Göttersdorf zum Schafteich abzuzweigen, kann hier nicht gesagt werden. Für Radfahrer ist es wohl möglich.
Soweit die kurzen Auszüge von heimatlichen Ferienberichten aus der Komtauer Heimatzeitung.
Der Monat Juli war in den Böhmischen Landstrichen, besonders vom Riesengebirge im Osten über das Erzgebirge bis zum Egerland, die Zeit der Marienwallfahrten. Besonders in den Wochen um das Fest Mariä Heimsuchung - 2.Juli - pilgerten die Menschen zum nächstgelegenen Wallfahrtsort. Davon gab es und gibt es noch heute recht viele. Wenn wir hier nur das Erzgebirge, also das Umland unseres Heimatkreises Komotau betrachten, so pilgerten unsere Vorfahren nach Haindorf, nach Phillipsdorf, nach Mariaschein, nach Ossegg und Maria Ratschitz; nach Quinau, dem zentralen Wallfahrtsort des mittleren Erzgebirges; nach Klösterle an der Eger, Maria Stock, Maria Kulm, Kloster Stift Tepl und Maria Loreto bei Eger; und das sind noch nicht alle.
In diesem Jahr 2020 gibt es leider zahlreiche Einschränkungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, so auch bei den Gottesdiensten.
Bis vor wenigen Tagen war nicht klar, ob nach Quinau gepilgert werden kann; ob dort Hl. Messen gefeiert werden können; ob die Vertriebenen und die Gläubigen aus den sächsischen Gemeinden nach Böhmen einreisen dürfen.
Glücklicherweise ist es durch Gespräche mit den zuständigen tschechischen Pfarrern aus Komotau/Chomutov und Görkau/Jirkov gelungen, wenigstens am Sonntag den 12. Juli; 14:00 Uhr einen Wallfahrtsgottesdienst in deutscher Sprache vorzubereiten.
Wenn schon die Vertriebenen aus des alten Bundesländern nicht kurzfristig anreisen können, so wäre es schön, wenn sich Wallfahrer aus den grenznahen sächsischen Pfarreien zwischen Annaberg, Chemnitz und Freiberg wie alljährlich nach Quinau auf den Weg machen würden.
Die tschechischen Christen werden ebenfalls wie üblich nach Quina/Kvetnov pilgern. Die altehrwürdige Wallfahrtsstätte kann auf in diesem Jahr auf 678 Jahre Marienwallfahrten zurückblicken.
Viele Menschen nahmen bisher diesen Weg nach Quinau auf sich, um dort Einkehr und Stille zu finden; um dort Gott zu danken und die Muttergottes zu verehren.
Die Quinauer Wallfahrt wird auch 2020 nicht unterbrochen; es ist ein guten Zeichen für die Zukunft des Erzgebirges und der Menschen die dort leben.
Das Gemälde zur Erscheinungslegende von Quinau, 1342
Kurzbeitrag zur Quinauer Wallfahrt am 12. Juli 2020, 14:00 Uhr
Wie bereits oben und auch unter Termine angemerkt, konnte in diesem Jahr nur am 12. Juli um 14:00 Uhr eine Wallfahrtsmesse in deutscher Sprache gefeiert werden.
Trotz der ungünstigen Umstände waren zahlreiche Pilger aus den grenznahen Orten gekommen. Die Kirche war mit mehr als 50 Pilgern gut besetzt. Die Regeln zur Coronaepidemie mußten auch hier eingehalten werden. Mehrere Priester feierten die Hl. Messe am Altar. Hauptzelebrant war der ehemalige Generalvikar des Bistums Leitmeritz Karel Havelka, welcher eine recht freundliche deutsche Begrüßung sprach. Die Predigt hielt Kaplan Ruhs aus Chemnitz.
Am Kiosk gab es wie bisher Wallfahrtsandenken und einen Imbiß für die Wallfahrer.
Die tschechischen Wallfahrten finden an allen 3 Sonntagen am Vormittag 10:00 Uhr statt. Diese werden gern angenommen und zahlreich besucht.
Wir als Vertriebene können froh und zufrieden sein, dass die uralte Wallfahrtsstätte in Quinau weiterhin von zahlreichen Menschen angenommen wird und die Verehrung der der Mutter Gottes Maria auch in dieser schwierigen Zeit nicht unterbrochen wird. So wollen wir hoffen und darum beten, dass im nächsten Jahr wieder recht viele Heimatvertriebene aus dem Kreis Komotau nach Quinau pilgern können.
* * *
Vermerk in eigener Sache: Die Zahl der Besucher unserer Internetseite mit Stand vom 1.6.2020 - ist 27.928. Ende Mai gab es ein paar Tage lang eine Störung der Anzeige, sodass die Besucherzahl leicht höher liegen dürfte. J. Schmidt, Redaktion.
28000 Besucher am 16.6.2020
Zum 8. Mai 2020, dem
75. Jahrestag
des Kriegsendes.
(ein kurzer Gedanke der Redaktion des GFK)
In den allgemeinen
Medien Deutschlands wird gegenwärtig darüber diskutiert, ob der 8. Mai nun
ein Tag der Befreiung oder auch ein Tag des Untergangs Deutschlands und des
Verlustes von Heimat, Kultur und allgemeinen Werten vieler Menschen ist.
Dazu kommt die damals beginnende Besatzungszeit der Siegermächte.
Es ist erfreulich,
dass heutzutage dieser 8. Mai nicht nur als "Befreiung durch die
Sowjetarmee" gesehen wird, wie zu DDR-Zeiten und man auch andere Meinungen
hört.
Wir als
Heimatvertriebene empfinden den 8. Mai 1945 auch heute noch als den Tag der
"Befreiung von Hab und Gut und von unserer Heimat" und auch
in vielen Fällen als schmerzhaften Verlust von lieben Familienangehörigen.
Ein allgemeiner
Feiertag ist es wohl kaum; lediglich ein Gedenktag.
Ostern 2020
diese Zeichnung stammt vom Titelblatt der Heimatzeitungen für die Vertriebenen aus dem Sudetenland – Ausgabe April/Mai 2020, (Preußler Druck u. Versand GmbH Nürnberg)
Wie Sie alle wissen, wird in diesem Jahr
das christliche Osterfest nicht in der gewohnten Art und Weise
gefeiert werden können. Seit „Menschengedenken“, so hören wir es aus
dem Munde verschiedener
Prediger, ob christlicher und
weltlicher Zuordnung, hat es Derartiges
hier
in Mitteleuropa noch nicht gegeben. Auch in Kriegszeiten vor 75 oder
vor mehr als 100 Jahren
fanden zu Ostern oder Weihnachten
stets Gottesdienste mit den versammelten Gemeinden statt.
In diesem Jahr
verbindet die Technik per Fernsehen die Menschen im Wohnzimmer und
nicht in den Kirchen oder Kathedralen und nicht mit den Gläubigen
auf dem Petersplatz in Rom. Das ist alles recht schade! Aber es hat
auch einen
besonderen Wert und eine neue Sicht auf
das Gemeinschaftsleben in unserem Land. Vielleicht hilft diese
Situation den Familien und den Alleinstehenden, sich intensiver mit
den
christlichen und weltlichen
Bräuchen des Osterfestes zu befassen.
Auf der obigen Zeichnung
sehen
wir verschiedene Gegenstände, die früher in unserer Böhmischen
Heimat und auch heute in Deutschland, zu Ostern gehören.
Weidenkätzchen-Palmkätzchen-Palmzweige
gehören zum Palmsonntag. Zu Beginn des Sonntagsgottesdienstes wurden
sie gesegnet und dann zur Prozession von draußen in die Kirche
hinein getragen. Mancherorts wurden auch recht lange Palmbuschen
getragen, die mehrere Meter hoch waren. Für den Gründonnerstag steht
das Brot, als Sinnbild für das Letzte Abendmahl. Das Kreuz gehört
zum Karfreitag, zur Kreuzigung Jesu. Das Osterlamm deutet auf Jesus,
als das Lamm Gottes mit der Siegesfahne des Auferstandenen. Die
Osterkerze
bedeutet Christus als das Licht
der Welt. Sie wird zu Beginn der Auferstehungsfeier am Osterfeuer
angezündet.
Der Krug kann zum Holen des Osterwassers dienen. Die mehrfach
dargestellten Ostereier sind ein weltlicher Frühlingsbrauch und
sollen auf das erwachende Leben in der Natur hinweisen.
Soweit wenige Gedanken zu dieser
Osterzeichnung.
Wer nun wie gewohnt, auch in diesem Jahr
die Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche mitfeiern möchte, hat
verschiedene Möglichkeiten dazu. In den meisten Bistümern
Deutschlands und in den einzelnen Pfarreien gibt es Pfarrbriefe und
besondere Hinweise, darauf, wie wir auch zuhause allein oder mit der
Familie ein christliches Osterfest gestalten können. Es gibt
Hinweise zur Gestaltung der Palmzweige und zur Osterkerze. In den
Gesangbüchern, z.B. im Gotteslob, findet man die Gebetstexte zu den
einzelnen Tagen und die entsprechenden Lieder dazu.
Die moderne Technik, die wir nutzen
können, wurde bereits erwähnt. Auf den einzelnen Fernsehkanälen
werden Gottesdienste und Hl. Messen angeboten, die besonders auf die
gegenwärtige Situation in der Corona-Pandemie
angepaßt
sind. Bereits an den vergangenen Sonntagen konnte man erleben, wie
Priester und auch Bischöfe fast allein, mit nur drei bis vier
Assistenten, Sängern oder Gläubigen die Gottesdienste in würdiger
Form feiern und die Menschen an den Bildschirmen als Großgemeinde
mit einschließen. Man findet in den öffentlich-rechtlichen
Fernsehanstalten
ARD
, ZDF und den Landesanstalten Gottesdienste, auch wenn sie
nicht in der Programmzeitung stehen. Dazu kommen die kirchlichen
Fernsehanstalten, die über Kabel-Deutschland oder Satellit zu
empfangen sind, z.B.: K-Tv; EWTN (Domradio Köln); Bibel-TV.
Auch übers Internet stellen einige Pfarreien die Übertragung ihrer
Gottesdienste zur Verfügung. Wer sucht, der findet.
Auch die zu Ostern gehörende alten Bräuche sollten nicht vergessen werden: Palmzweige als Haussegen ans Kruzifix stecken; Ostereier verstecken und am Gründonnerstag oder am Ostersonntag suchen lassen; auch der Osterhase darf angemessene Geschenke besonders für die Kinder bringen; einen Emmausgang mit der Familie kann man auch in der Nähe des Wohnortes unternehmen.
Ich wünsche
den Heimatfreundes des GFK und Ihren Familien; sowie allen
Interessenten dieser Internetseite ein gesegnetes und frohes
Osterfest ! und bleiben Sie schön gesund !
Jürgen Schmidt, Redaktion des
GFK
* * *
Zum 75. Jahr nach unserer Vertreibung
und zum Gedenktag des Hl. Joseph am 19. März
St. Joseph – Schutzpatron der Flüchtlinge und Vertriebenen
Viele Heilige sind in Notzeiten, in Kriegen, bei Unwetter, in Krankheiten, bei Flucht und Vertreibung und anderen Gefahren seit alters her von den Menschen angerufen worden. Der christlich-katholische Glaube erlaubt es, Menschen, die als besondere Vorbilder gelebt und nach ihrem Tode von den zuständigen kirchlichen Gremien „selig- oder heiliggesprochen“ wurden, zu verehren und als Mittler und Fürsprecher bei Gott anzurufen. Dieser Brauch ist schon sehr alt und wird bei vielen Völkern bis heute gepflegt.
Die 14 Nothelfer sind im deutschsprachigen Raum besonders bekannt. Beispielsweise fährt der Hl. Christophorus in sehr vielen Autos mit. Nicht nur sie, sondern auch zahlreiche andere „Heilige“ werden als Schutzpatrone verehrt und im „Notfall“ um Hilfe angerufen. Es gibt aber auch Menschen, die nicht offiziell „heiliggesprochen“ wurden und können trotzdem als Vorbilder der Christenheit dienen.
Dann gibt es noch solche, die „von Geburt an“ Heilige sind. Dazu
zählen besonders die Gottesmutter Maria und ihr Bräutigam, der
Heilige Joseph. Dieser hatte die besondere göttliche Aufgabe
erhalten, die „Heilige Familie“ zu versorgen und zu beschützen, wie
es bei den Evangelisten Matthäus und Lukas geschrieben steht. Die
Weihnachtsgeschichte kennt wohl jeder. Wenig später erreichte ihn
den Hl. Joseph die nächste Botschaft: „Steh auf, nimm das Kind und
seine Mutter und flieh nach Ägypten . . . denn König Herodes wird
das Kind suchen, um es zu töten“ (Matth. 2.13). Das war für den Hl.
Joseph noch schwieriger, als die Reise zur Volkszählung, denn es
ging jetzt ins Ausland. Auch das Leben im „Exil“ und die spätere
Rückreise nach Nazareth in Galiläa waren gewiss eine anstrengende
und nicht ungefährliche Aufgabe, die der Hl. Joseph bewerkstelligen
musste. Er war ein Mann der Tatkraft und des Gottvertrauens.
Aus seinem Leben wissen wir, dass er ähnlichen Schicksalsschlägen und Prüfungen ausgesetzt war, wie die Millionen von Deutschen aus den östlichen Ländern Europas in den 1940 er Jahren. Aus dieser Sicht haben besonders die Christen den Heiligen Joseph zu ihrem Schutzpatron erwählt. Sie haben ihn in den Nöten der Flucht und Vertreibung angefleht, er möge ihnen Hilfe und Schutz erbitten von Gott unserem Vater. Er hatte selbst erfahren, was es bedeutet verfolgt zu werden und fliehen zu müssen in eine ungewisse Zukunft.
Auch heute kann der Hl. Joseph ein Vorbild für die Familien sein, nicht nur für christliche. In unserer böhmisch – österreichischen Heimat war der Name Joseph sehr verbreitet. Das hatte aber gewiss wenig damit zu tun, dass mehrere Kaiser des Landes diesen Namen trugen. Im Kirchenjahr wird das Hochfest des Hl. Joseph am 19. März begangen. Der Hl. Joseph ist nicht nur der Schutzpatron der Flüchtlinge, sondern gilt allgemein als Schutzpatron der Handwerker und Arbeiter (1. Mai), sowie seit 1870 als Patron der gesamten Kirche.
Plakette: St. Joseph-Schutzpatron der Flüchtlinge
Aluminium 3,5 x 3,5 cm
– 1945 -
Die hier abgebildete Plakette aus einfachem Aluminium zeigt auf der Vorderseite ein Bildnis von der „Flucht nach Ägypten“. Maria und das Jesuskind auf einem Esel sitzend, den der Hl. Joseph führt, mit einem Wanderstab in der Hand. Dahinter und davor sind weitere Flüchtlinge abgebildet. Ein Paar schiebt einen Handwagen, ein Kind weint und stützt das Gesicht in die Hände. Ein anderer trägt einen Sack auf dem Rücken und ein kleines Kind hat ein Köfferchen in der Hand. Umrandet ist die sechseckige Plakette rechts von einem Baum und unten von Pflanzen am Weg. Sogar ein Kilometerstein ist zu sehen. Über den Köpfen der „Flüchtlinge“ schwebt ein Garten mit Bäumen und die Sonne strahlt zwischen den Bergen. Ein Bild, wie man es kaum besser darstellen kann und wie wir es als Vertriebene selbst erlebt und erduldet haben.
Man muss diese
Plakette mehrfach und möglichst vergrößert betrachten, um die
besondere Feinheit der Arbeit zu erkennen. Wahrscheinlich trugen
manche Vertriebene bei der Flucht diese Plakette an einem Bändchen
um den Hals. Auf der Rückseite steht ganz einfach eingeprägt: St.
Joseph – Schutzpatron der Flüchtlinge - und darunter eine Taube,
welche wohl die Hoffnung auf ein „neues zu Hause“ ausdrücken soll.
Wer eine derartige Plakette besitzt, wird
sie stets in Ehren halten und noch heute dem Hl. Joseph dafür
dankbar sein, dass er und seine Familie die schwere Zeit vor 75
Jahren überstanden hat – Gott sei Dank!
Jürgen Schmidt, Görkauer Freundeskreis,
zum 75. Jahrestag der Vertreibung
(Kurzfassung)